Boarische Grammatik (Vorsülm und Nousülm)
Der Artikl is im Dialekt Westlichs Nordboarisch gschriem worn. |
Der Artikl dou ghejert zo da Artiklsåmmlung iwer d Grammatik vo da Boarischn Sprouch. A Iwersicht iwer ålle Artikl zon Thema findts in Boarische Grammatik. |
Es Boarische hout Vor- und Nousülm, mit deane wern naie Werter büldt. Af rain grammatische Endunga (Deklination und Konjugation) wird niat agånga, wal des find'ma in de åndern Artikl zo da boarischn Grammatik.
Vorsülm
WerkelnD Vorsülm, dej wou niat fir sich alloans stej kinna, han da-, va-/vo-, ent-, b-/be-, z-/za-, er-, g-/ge- und u-/un-.
Es da- wird vor Verbm henkt. Stej tout's gern fir des, das in Grundwort wos gschiat oder tou wird, und des nou firte wird und wos zwech kummt, des hoisst'ma in da Sprouchwissnschaft perfektiv. Baispül han dalem, daspechtn, dafrejsn, datatschn, dablecka. Waiters stejt's in Werter wej daborma, daklern, dahuln. In Standarddaitschn entspricht des an er-, und söltener an ver- oder an zer-.
Ar es va-/vo- kummt efters fir, ba Verbm wej valejsn, vatou oder ba Adjektiv wej varåtzt, vastulns. In Standarddaitschn entspricht des an ver-.
Es b-/be- kummt in Boarischn niat su oft fir wej in Standarddaitschn. Gsprocha wird's vor s, sch und st normålerwais, und vor f tolwais åls b-, ansunstn åls be-. Beispülswais bsunders, Bschoid, bstölln, Bsteck, bfåltn, ower bedejna, beruing".
Es z-/za- kummt fir baispülswais in zlaffa, zraissn, zruck, zsåmm, zwider. Normålerwais wird's z- gsprocha, aa vor s und sch. In Standarddaitschn stejt dou a zer- oder a zu-.
Es er- kummt in Boarischn niat su oft fir wej in Standarddaitschn, in Boarischn hoisst's gern da-.
Es g-/ge- is ba Verbm d Vorsülm fir d Vagångahait, beispülswais i bi ghockt, i ho gessn. Waiters stejt's ba Adjektiv, Adverbien, Partizipien, Verbm (dou niat fir d Vagångahait) und Substantiv, baispülswais gfarle, grejwe, gnou, gschai, gritzt, gschnin, se gfraia, glånga, Gschroa, Gsatzl. Normålerwais wird's g- gsprocha, ower vor b, d, g, p, t, k, z hejert'ma's niat, und in oa Werter hoisst's ge-, baispülswais Getratsch, Getritschl.
Es u-/un- stejt fir a Gechatol, baispülswais unguat, unrecht, Unrou, oder ejamol fir des, das'ma wos schlecht oder vakejert findt, baispülswais umasse, Unding.
Aingstandiche Werter kinna aa Vorsülm wern, zmejerscht han des Präpositiona und Adverbien: afschaua, åschaua, herschaua, weggschaua, zouschaua, Åfång, afmupfad.
Nousülm
WerkelnDe eftestn Nousülm han ba Adjektiv -e/-ig/-ich, -le/-lich, -isch, -erisch, -at, -ad, -masse, -håft, -såm, ba Substantiv -er, -e/-in, -erer, -erai, -hait/-at, -kait, -ung/-ing, -schåft, -tuam/-toum/-tum, -at, -ads/-ats, -al/-l/-ala/-la/-ai/-ei/-le, -i, ba Verbm -ad, -ln, -ern, -etzn/-atzn/-itzn/-tzn, ba Adverbien -(er)wais, -s.
Es -ig/-ich wird normålerwais zo ran -e vaschliffa. Wenn niat, wird's in Sid- und in Mittlboarischn åls -ig, und in Nordboarischn und in an Tol ostmittlboarische Dialekt åls -ich assprocha. Dekliniert wird's: richte/richtig/richtich, a richtiger/richticher, an richting(a)/richtign, a richtige/richtiche, a richtes/richtigs. De niat vaschliffana Forma wern haintzatoch mejerer.
Es -lich wird a normålerwais zo ran -le vaschliffa, und dekliniert wird's: wirkle/wirklich, a wirklicher, an wirkling(a)/wirklichn, a wirkliche, a wirkles/wirklichs. De niat vaschliffana Forma wern haintzatoch mejerer.
Es -at is a boarische Nousülm. Ba Werter, dej wou ins Standarddaitsche ainegfunna hom, wird's åls -ert gschrim (deppert, spinnert), wos ower ainggle niat richte is, wal's af an ålts -iht, -aht zruckgejt. Åghenkt wird's ba Adjektiv und Substantiv, baispülswais bortat, deppat, dreckat, Oputzat.
Es -ad is erschtns es Partizip Präsens, vahouchsprouchlicht -end. Des wird ower kam åls an ainggles Partizip hergnumma, sundern normålerwais fir Quase-Adjektiv, baispülswais blejade Rousn, a kochads Wåsser, oder a echts Adjektiv, baispülswais (g)spinnad. Zwoatns is's d Endung von boarischn Konjunktiv, baispülswais i gangad, i kamad, i redad.
Es -ads/-ats is ainggle a substantivierts Partizip oder a substantivierter Infinitiv in Genetiv, baispülswais Fressads und Saffads, Raffads, Rennads, Mannats, Waiwats.
Es -masse, åghenkt ån Adjektiv, kummt efters fir as wej in Standarddaitschn, baispülswais arwatsmasse, baispülsmasse, grichtsmasse.
Es -er, åghenkt ån Substantiv, bezaichnat haptsechle Laitt, baispülswais Arwaiter, Bauer, Metzger, Retter. Ejamol wird's aa fir Verbalabstrakta braucht, dou efters vadopplt åls -erer, baispülswais Houster(er), Schnauffer(er). Firkumma tout es -erer ower aa fir Laitt, baispülswais Posterer, Stoderer.
Ba Frauan wird stot an -er a -ere åghenkt, ålso Arwaitere, Baiere, Metzgere, Rettere. Es -e aa fir Nama, baispülswais d Bernauere. Ner vadaitlicht hoisst's -in.
Es -erai stejt fir es Gwerb oder es Gscheft, baispülswais Beckerai, Metzgerai. Oder fir Substantiv, dej wou vo Verbm ogloitt han, baispülswais Fresserai, Schinderai, Tanzerai, und dou is nou oft oschatze gmoant.
Es -hait/-at und es -kait loitn Substantiv vo Adjektiv o, baispülswais Dummhait, Fraihait, und vaschliffa Glengat, Krankat, Wourat. Mit zwoa Endunga: Ejwekait/Ejwichkeit, Erlekait/Erlichkait.
Es -ung - nordboarisch aa -ing - loitt Substantiv o, baispülswais Asstöllung, Kraizung, Zaitung. Es Boarische vazichtt ower oft afs Substantiviern vo Verbm mit -ung, des kummt in Standarddaitschn efters fir.
D Verkleanerungs- und Buzalforma lautn je noun Dialekt ånderscht: Groustols -al/-l, in Nordboarischn aa -ala/-la, in Mittlboarischn aa -ai/-ei, in Sidboarischn aa -le. D Såch oder da Mensch mou niat umbedingt kloa, dantsche oder michad sa. A Radl kå a kloans Zåradl sa, oder a grejssers Wongradl, oder a Forradl, ner a Mülrod is z grous. Baispül iwerhapps han Buzal, Glasl, Bretl, Flinsal, Hundal, Kaschperl, Mankal, Schmankal, Schwammal, Ziwal, Zuckerl.
Es -i stejt fir Festtach, baispülswais Georgi, Martini. Oder fir Nama vo Laitt, baispülswais d Kathi, d Rosi, da Pauli, dou aa -e: da Kare und da Lucke.
Es -ln stejt ba Verbm, ogloitt vo Substantiv oder Adjektiv. Entweder das'ma wos tout und des hout wos mit dean Begrif zon tou: gattln, radln, fejssln, stangln, blejdln (vo Gattn, Radl, Fous, Stånga, blejd). Oder, das wos zon schmecka is: brandln, fischln, rossln, grawln (vo Brånd, Fisch, Ros, grab).
Es -ern stejt ba Verbm, wenn'se wos widerhult (Iterativum) oder in d Leng zejgt, baispülswais rulern, schöllern.
Es -etzn/-atzn/-itzn/-tzn is ar a Iterativum oder a Intensivum, baispülswais achetzn, juchetzn, naffetzn, quacketzn, und vakirzte Forma, baispülswais juchzn, natzn, saifzn.
Es -s stejt ba Adverbien, baispülswais efters, ejers, frejers, waiters und mit -ling: nalings, arschlings. Tolwais kå'ma dej -s a weggaloun.
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WerkelnQuölln und Literatur
Werkeln- Ludwig Zehetner: Bairisches Deutsch, Heinrich Hugendubel Verlag/edition vulpes, Kreuzlingen/München/Regensburg, 2005, ISBN 3980702871
- Ludwig Zehetner: Das bairische Dialektbuch, Verlag C.H.Beck, München, 1985, ISBN 3406305628
- Ludwig Merkle: Bairische Grammatik. Buch & Media, München 2004, ISBN 3865200788.
- Manfred Renn, Werner König: Kleiner Bayerischer Sprachatlas, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2006, ISBN 3423033282