Humoristische Eilwagen-Reise durch die Theaterwelt

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Humoristische Eilwagen-Reise durch die Theaterwelt. Tragikomisches, in bestmöglichsten Styl geschaffenes, ohne Schatten und Licht hingestelltes, mit Vermeidung alles noch nie Gesehenen, aus mehreren alten Stücken ganz neu zusammengestelltes, arrangirtes und bearbeitetes Quodlibet in zwey Acten nebst einem damit verbundenen Vorspiele, unter dem Titel: Der Theaterdiener, die Benefizvorstellung und das Quodlibet is a Quodlibet in zwey Acten. Es is aum 23. Mai 1832 im Theater an der Wien ois Benefizåb'nd füa'n Schauspüla Friedrich Hopp aufg'füaht wua'n. Ob dea söwa oda da Johann Nestroy de Z'saumm'stöllung mit Textvaändarungan durchg'füaht håt, ist nimma mit Sichaheit feststöllboa.

Daten
Titl: Humoristische Eilwagen-Reise durch die Theaterwelt
Originaltitl: Humoristische Eilwagen-Reise durch die Theaterwelt […] nebst einem damit verbundenen Vorspiele, unter dem Titel: Der Theaterdiener, die Benefizvorstellung und das Quodlibet
Goddung: Quodlibet in zwey Acten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy (?)
Musi: Ouvertüre von Kapellmeister F. K. Albrecht
Eascheinungsjoar: 1832
Uaauffiahrung: 23. Mai 1832
Oat vo da Uaauffiahrung: Theater an der Wien in Wean
Personen

des Vorspieles:

  • Pfauenfeder, ein Regisseur ohne Gleichen
  • Schreyhals, Souffleur, spricht äußerst ungern
  • Fett, Lampenanzünder vom finstern Charakter[1]
  • Strobelkopf,[2] ein Genie von einem Theaterdiener

des Quodlibets:

  • (insgesamt 47 Rollen namentlich aufgezählt)
  • Verschiedene Ritter. – Kernfeste Knappen und Reisige. – Weißgewaschene Knechte beym Eisenhammer. – Landleute als Bauern. – Jugendliches Gefolge der Jugend. – Räuber, welche in einem Walde hausen. – Ezzelinos Leibwache und Soldaten mit und ohne Waffen. – Sechs singlustige Automaten. – Geister. – Mehrere Nebengeister. – Sclaven und Sclavinnen, in Sapphos Gesellschaft. – Furien von verschiedenen Caliber. – Volk von allen Seiten. – Ein paar Nebenpersonen.

In an engan Z'saummanhaung mit dem Stückl steht des Stück Magische Eilwagenreise durch die Comödienwelt (1830).

Zu de aundan Quodlibets vom Nestroy und zu oigemeine Aunmerkungan üwa des Genre schau in den Artik'l Dramatische Quodlibets von Johann Nestroy.

Inhoit

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  • Vuag'spül:

In seina Theatakanzlei leant da Pfauenfeder sei söwa g'schriebane Roi'n auswendich, owa in Theatadiena Strobelkopf is inzwisch'n im Wiatshaus des Manuskript von an Hund zafetzt wua'n. In seina Not reißt ea aus aundare Manuskript'n etliche Seit'n ausse und låsst des Gaunze neich bind'n. Dabei wiad ea vom Fett dawischt, der wo eahm sofuat beim Regisseur varråt und eahm aa no ausspott':

„Thuas rectum, et scheucha Niemandum,[3] sagt der Lateiner.“ (Vorspiel, Scena 6)[4]

Weu in dem Moment da Souffleur möld't, dass des Haus ausvakauft is, traut se da Regisseur in seina Not, des z'saummg'stoppelte Quodlibet zum auffiah'n. Da Strobelkopf singt üwa sein Beruf, aus'm Schlusschor vom Adolf Bäuerle seina Poss'n Moderne Wirthschaft und Don Juans Streiche, komponiat vom Adolf Müller senior:

Wollt's ein Mann, sagt er, / seyd's fein g'scheit, sagt er,
Nehmt's kein Alten, sagt er, / 's ist kein Freud, sagt er, […]:
„Beim Theater sagt er, / A Diener seyn sagt er,
Lieber glei sagt er, / Spannts mi ein, sagt er,
Beim Fiaker sagt er, / Wie a Roß sagt er,
Dort is d'Plag sagt er, / Nit so groß.“

(Vorspiel, Scena 7)[5]

  • Da Inhoit vom Quodlibet låsst se aus'm Roi'nvazeichnis und in (unvollständich'n) Manuskript recht guat rekonschtruia'n:

Nåch'n Franz Ignaz von Holbein sein Fridolin mit da ei'g'schobanan Figua vom Quecksilber aus'n Ferdinand Raimund sein Der Barometermacher auf der Zauberinsel kummt des våtaländische Stückl Karl von Österreich oder Die Wunder im Erzberg, nåcha Die Waise und der Mörder vom Frédéric Dupetit-Méré (1785–1827), nåcha a Szene aus'n Friedrich Schiller sein Die Räuber, daunn a Parodie auf a Szene aus'n Der Barbier von Sevilla vom Gioachino Rossini, daunn in Karl August Lebrun sei Stückl Nummer 777. Nåcha kumman de Pfeffer-Rösel aus Pfeffer-Rösel oder die Frankfurter Messe von da Charlotte Birch-Pfeiffer z'saumm mit'm Bims aus Aline oder Wien in einem anderen Weltteile vom Adolf Bäuerle in ana komisch'n Liebesszene, de wo vahåft't und z'eascht aun an Keni Philipp II. und daunn aun an „Tyrannen von Padua“ Ezzelino da Romano ausg'liefat wea'n. Da deus ex machina Winziwinzi aus Die Belagerung von Ypsilon oder Evakathel und Schnudi vom Joachim Perinet befreit de zwaa. Da Hugo und de Elvira aus'n Trauag'spül Die Schuld vom Adolf Müllner wea'n durch'n Alpenkönig vom Franz Grillparzer gerettet, eahna foig'n Madame Punkt und Joujou, a karikiert*s oid's Liebespåar, des wås a Duett aus Othellerl, der Mohr von Wien oder Die geheilte Eifersucht vom Carl Meisl singt. A Automatenszene ist nimma zum rekonschtruia'n; in Franz Grillparzer sei Sappho bringt in Sansquartier aus Zwölf Mädchen in Uniform vom Louis Angely um, weul's eahm bei an Seit'nsprung dawischt. Da Sansquartier kummt drum in's Geistareich, wo ea olle bekaunnt'n Geista und G'spensta vom Alt-Wiener Volkstheater trifft, de wo duat'n kreuz und quea durchanaunda heirat'n.[6]

Weaksg'schicht'

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Des Quodlibet is im Theater an der Wien zum Vortheile des Schauspielers Friedrich Ernst Hopp (Zitat) anonym aufg'füaht wua'n. Des Bedüafnis vom Publikum noch aunspruchslosa Untahoitung, damit's de Schreck'n von da Choleraepidemie in Wean (1830/31) mit rund 2.000 Tote vagess'n kennan, is von dene Dichta in de Vuastådttheata richti' dakennt und aa befriedicht wua'n. Des håt unta aundam aa zum schnöll'n Schreib'n vom Nestroy seina Parodie Der gefühlvolle Kerckermeister (Urauffüahrung aum 7. Februar 1832) g'füaht.

Bei dene aundan Quodlibets und Vuag'spüla vom Nestroy is sei Autor'nschåft sicha, owa då liegt de Såch' a biss'l aundas. Da Otto Rommel nimmt au, dass des Stückl woahscheinli' a Weidabeoawatung von da Pressburg-Grazer Magischen Eilwagenreise von 1830 is, de dem Nestroy jo auf'n daumoilich'n Theatazed'l zuag'schrieb'n wua'n is. Da Theatazed'l von dem Stückl då nennt owa in Nestroy net, olladings aa kan aundan Autor'n oda Beoawata.[7] Des is owa ka sichara Hinweis drauf, dass ea net da Autor warat, weul ea zu dera Zeit no hauptsächli' ois Schauspüla und no net ois Autor g'sehg'n wua'n is. Soichane Geleg'nheitsoawat'n san aa meist'ns vom Benefizianten söwa z'sammeng'stöllt wua'n, was für de Schauspüla und b'sundas füa jüngare Kolleg'n von eahna daumois a Routin' woa. Ois Benefiziant könntat's oiso da Hopp g'wes'n sei, ois jüngar's Ensemblemitglied owa wiedarum da Nestroy. Dass des Werkl von 1830 Vualäufa is, kenntat oiso scho' meglich sei – dageg'n is zum såg'n, dass etliche in dem vurich'n Quodlibet ei'baut'n Stückln in da Weana Version net vuakumman und dass des Weana Manuskript net amoi Korrektua'n vom Nestroy seina Haundschrift zagt. Da Sammler vom 28. Juni 1832 schreibt sogoa ausdrückli' in Friedrich Hopp, dea a routinierta Stücklschreiba woa, de Z'saummstöllung zua. Des tätat aa erkläa'n, dass im Geg'nsåtz zu 1830 des Stückl von 1832 a „überraschendes Durcheinander“ (Zitat im Sammler) von de Textauszüg' aufweist, wås sunst'n beim Nestroy eigentlich net passiat is.

Des Vuag'spül kenntat aa auf Gewissensangst, Rache, Verzeihung und Quodlibet z'ruck z'fiah'n sei, weu aa duat'n da Theatadiena Strobelkopf seine vom Hund zafetzt'n Texte gaunz hopatatschich z'saummsetzt. Aus'm Text ist aa net wirkli zum feststöll'n, wea da Autor woar, weul da Regisseur ohne Gleichen Pfauenfeder nua kryptisch sågt:

„Ich wünsche dem heutigen Benefizianten Glück, der Gedanke, mir in seinem Stücke die Rolle des jugendlichen Liebhabers zuzutheilen, hat ihm meine ganze Achtung erworben. […] Unter uns, Prahlerei ist meine Sache nicht, aber ihnen will ich es vertrauen – das Stück ist von mir.“ (Vorspiel, Scena 1)[8]

A Text-Passasch, de wås, waunn üwahaupts auf wen bestimmt'n, eha auf'n Hopp deit'n könntat, wobei's dabei olladings um a fiktiv's Benefiz-Stückl naumens Paphnuzius der kurios edelmüthige Jüngling oder Der Felsensprung der Verzweiflung in das Rosenthal der Liebe geht.

Johann Nestroy håt im Vuag'spül in Theaterdiener Strobelkopf, im Quodlibet in Räuberhauptmann Carl Moor, in Genius Winziwinzi, de treulose Geliebte Madame Punkt und in Veteranen Sansquartier geb'n, da Ignaz Stahl in Regisseur Pfauenfeder; im Quodlibet,da Wenzel Scholz in Bierversilberer Pipinus Schildhahn, in Schiffsbarbier Bims, in Notarius Joujou, des Gespenst von der Bastei, da Benefiziant Friedrich Hopp in Barometermacher Quecksilber und in Kuriositäteninstitutsinhaber Ali Mali Sali Quali, da Franz Gämmerler in Ritta Günther von Rollingen, de Marie Weiler, in Nestroy sei Lebensgefährtin, es hoch minderjährige und heurathslustige Mündel Rosine und 's Donauweibchen.[7]

A Manuskript, owa in ana unbekaunnt'n Haundschrift und an eig'nhändich'n Vameak vom Direkta Carl Carl eingereicht für das K.K.p. Theat:a.d.Wien, mit seina Unterschrift und'n Datum 14t May [1]832, is no vuahaund'n.[9]

Zeidungskritik

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Nua zwaa von de gaunz'n Weana Zeidungan hau'm nåch da Premiere aum 23. Mai Besprechunga brocht.[10]

In da Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle håt da Franz Carl Weidmann aum 29. Mai (Nr. 407, S. 427) recht ausfüahlich und lobend üwa de Vuastöllung g'schrieb'n:

„Dieses Quodlibet ist auf eine nicht unentsprechende Weise zusammengestellt und biethet mehrere ergetzliche Momente. […] Hr. Nestroy war sehr in dieser Piece beschäftigt, und ergetzte in manchen Theilen derselben auf ausgezeichnete Weise. […] Dem.[11] Weiler hingegen sang die Arie der Rosine aus dem ‚Barbier von Sevilla‘ mit vielem Beyfalle und machte sich auch bey der sogenannten Harmonika[12] durch ihren klaren sicheren Vortrag bestens bemerkbar.“

Eascht aum 28. Juni is daunn no a Rezension im Sammler (Nr. 77, S. 307 f.) z'les'n g'wes'n, olladings scho vü kritischa:

„Diese Producte treten ohne Anspruch hervor, und somit darf auch keiner an sie gelegt werden, als höchstens gute Auswahl der komischen Scenen. Die Kunst hat mit diesen dramatischen Guckkasten nichts gemein, aber sie kann sie doch in ihrem Tempel, als Unmündige zwar, aber doch nicht als Unwürdige dulden. Die Zusammenstellung, welche Hr. Hopp traf, unterhielt, und somit war der Zweck erreicht. […] Dlle. Weiler sang eine italienische Arie recht artig, und Dlle. Frey das bekannte ‚Brüderlein fein‘ recht falsch. Manches Verunglückte lief zwar auch mitunter, wie z. B. das äußerst langweilige Spiel der Dlle. Revie auf der Violine – aber das Ganze unterhielt.“

Do is, wia scho' g'sågt, in Hopp sei „Zusammenstellung“ g'naunnt wua'n; ob owa bei dene notwendich'n Textumoawatungan, und vua oll'n beim Vuag'spül, da Nestroy b'sundas beteulicht oder goa da anziche Dichta woa, is dabei wiedarum off'n blieb'n.

Literatua

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  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe in fünfzehn Bänden. neunter Band, Verlag von Anton Schroll & Co, Wien 1927, S. 436–500.
  • Jürgen Hein/W. Edgar Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner/Walter Obermaier/W. Edgar Yates: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien/ München 1993, ISBN 3-216-30343-8, S. 453–512.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.

im Netz

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  1. da Zuasåtz ein Denunciant is von da Zensur g'strich'n wua'n
  2. Strobelkopf = Strubbelkopf, ana mit zazauste Hoar
  3. Thuas rectum, et scheucha Niemandum = Pseudo-Latein: Tue das Rechte und scheue/fürchte niemanden
  4. Hein/Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. S. 500.
  5. Hein/Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. S. 502.
  6. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 490–492.
  7. 7,0 7,1 Faksimile des Theaterzettels in Hein/Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. S. 525.
  8. Hein/Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. S. 496.
  9. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 156.400 (Ia 149.399)
  10. Hein/Yates: Johann Nestroy; Stücke 2. S. 505–507.
  11. Dem. oder Dlle. woa kuaz füa Demoiselle (= Fräulein), de daumois übliche Bezeichnung von de unvaheirat'n Damen im Ensemble; de vaheirat'n Schauspülerinna san mit Mad. (Madame) betitelt
  12. de Nasenharmonika is duach aniche in dera Kuliss'n singende Darsteller produziat wua'n, währenddem da Friedrich Hopp im Vuadagrund scheinboa des Instrument ois Begleitmusi füa de Dem. Weiler g'spült håt