Kampl
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn. |
Kampl, so da uasprüngliche Tit'l, in dera druckt'n Fåssung daunn Kampl oder das Mädchen mit Millionen und die Nähterin, is a Posse mit Gesang in drey Acten vom Johann Nepomuk Nestroy. Se is aum 29. März 1852 im Carl-Theater in Wean easchtmois aufg'füaht wua'n.
Daten | |
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Titl: | Kampl |
Originaltitl: | Kampl oder das Mädchen mit Millionen und die Nähterin |
Goddung: | Posse mit Gesang in drey Acten |
Originalsproch: | Deutsch |
Autor: | Johann Nestroy |
Literarische Voarlog: | „L’Orgueil. La Duchesse“ von Eugène Sue |
Musi: | Carl Binder |
Eascheinungsjoar: | 1852 |
Uaauffiahrung: | 29. März 1852 |
Oat vo da Uaauffiahrung: | Carl-Theater in Wean |
Oat und Zeid vo da Handlung: | Die Handlung spielt in den ersten Scenen in einem an der Linie einer großen Stadt gelegenen Landorte, dann in der Stadt selbst[1] |
Personen | |
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Inhoit
WerkelnDa uneig'nnütziche Laundoazt Kampl wiad vom Baron von Felsbach beauftrågt, de von eahm friacha im Zuan weggebane jüngare Tochta zum wiedafind'n. Da Baron håt daumois sei Frau vadächticht, se warat eahm untreu, håt's mit da öita'n Tochta wegg'schickt und des zweite ung'woite Kind in Kampl üwageb'n. Dem sei wiaklich untreue Frau is owa mit dem Madl vaschwund'n.
In Felsbach sei öitare Tochta, de reiche Eabin Pauline, soi si nach de Plän' von da giarich'n Sidonia von Waschhausen mit iah'n Buam Ludwig valob'n. De Schwägarin Cecilie mecht des söiwe füa'r iah'n Günstling Gerbrand, an charaktalos'n Heuchla, und da Hippolit füa sein Freind Zackenburg, an gewiss'nlos'n Schüaz'njaga und Intregant'n, dareich'n. Da Hippolit, de Sidonia und de Cecilie glaub'n, dass' in Kampl an wüllich'n Höifa füa'r eahnare Plän' g'fund'n hau'm. Da Kampl woant in Felsbach vua de G'foah'n, denan de reiche Tochta ausg'setzt is:
- „Siehst du nicht ein, alter Schulspeci, dass gerade diese Tochter am g'fährlichsten dran is? Die andre, mein Gott, lebt sie, so krieg'n wir's, und hab'n wir's, so beglück'n wir's; das ist Kinderey, aber die als Millionenwesen und Solo-Waise preisgegebene –“[5]
Aa da oawatsscheiche Gabriel mecht sei Nicht'n Netti – de wo de g'suachte aundare Tochta vom Felsbach is – aus Eig'nnutz reich vaheirat'n, obwoi de Netti in Baron Ludwig von Auenheim liabt, den's olladings füa'r an afåch'n Schreiwa hoit. Dass in Gabriel sei Bua, da Wilhelm, de eahm ois Prüfung autrågane Ehe mit da Pauline ausschlågt, weul a'r in a aundare valiabt is (de wo tatsächli eh de Pauline is), låsst in Gabriel no meah vazweifen. Füa de Pauline is des owa da Beweis dafüa, dass' vom Wilhelm wiakli z'weg'n iahra söwa g'liabt wiad und net z'wengan Reichtum.
Da Kampl bringt endli de totäu vawick'lte verwickelte Situateaun in Uadnung, indem a de gaunz'n Geheimniss' aufkläat und de richtich'n Liabsleit' z'saummbringt. Da Baron von Felsbach eakennt de Netti ois Tochta au und üwaschreibt iahra sei Vamög'n:
- „Nun kann ich ihr mein halbes Vermögen nicht geben, weil sie das ganze bekommt, kann sie auch nicht adoptieren, weil sie meine wirckliche Tochter ist. (zu Nettchen:) Mein liebes Kind!“[6]
Weaksg'schicht'
WerkelnDe Haundlung staummt aus'n Roman L’Orgueil, La Duchesse („Der Stolz. Die Herzogin“) vom Eugène Sue von 1848. Dea Roman is a Stückl aus'n Zyklus' Les Septs Péchés capitaux („Die sieben Todsünden“) und is in 60 Foig'n easchienan, und zwoa in da Parisa Zeidung Le Constitutionnel vom 8. Novemba 1847 bis zum 18. Februar 1848. Trotz dera französesch'n Vualåg schreibt de zeitgenössische Presse üwa'n Nestroy, ea hättat endli wiedar amoi sei g'wauhnt's weanarisches G'spüi mit an „siass'n Madl“ – da Netti – auf de Bühne bråcht.[7]
Da Marquis von Maillefort, a bucklata Adliga, geistreich, satirisch, hoat geg'n seine Feind, owa'r aa liab'nsweat geg'n de, vua denan ea'r Åchtung håt, is vom Nestroy in den schlau'n und hüifsbereit'n Bådeoazt Kampl vawaund'lt wua'n, de Herminie, „La Duchesse“ (de Heazogin) g'hass'n, a Klavialehrarin und „armes Kind der Liebe“ in de bescheidene und valiabte Netti, de aufblåsane, auf iah'n Tit'l eibüite Heazogin von Senneterre entspricht da Sidonia beim Nestroy. Iah Geg'nstückl, de saunftmüatiche, naive und heaz'nsguate Ernestine Beaumesnil wiad zua genau so aug'legt'n Pauline. De skurrile Figua vom Kanzleidiena Gabriel Brunner is vom Nestroy speziö füa sein Kolleg'n Wenzel Scholz dazuag'schrieb'n wua'n.
Uasprünglich håt da Nestroy sei Bühnanstückl Zwei Töchter, zwei Bälle nennan woi'n und füa de Hauptfigua Kampl woa z'eascht Schröpf oder Schartig (ois Berufsnauman) vuag'sehg'n g'wes'n, daunn aa no Menschlich-Humanus (ois Typ'nnauman). De Ideen zum Tit'l und zua Naumansgebung weis'n auf'n uasprünglich'n Plan vom Dichta hi, wiedarum – so wia bei Zu ebener Erde und erster Stock und Das Haus der Temperamente – a Weak mit spiag'lbüidlicha Symmetrie zum vafåss'n.[8]
De schwiariche Aufgåb, de vazwickte Haundlung vom Roman in a Bühnanstückl zum umsetz'n, is von Nestroy drum ois eig'nständiche und voiständiche Umoawatung mit'n Schweapunkt auf'n sozeäu'nn Geg'nsåtz von de zwaa Madln g'löst wua'n. B'sundas de im Roman laung und braat ausg'füahte Vuag'schicht is gaunz neich g'schrieb'n und net afåch adaptiat wua'n. Im Geg'nsåtz zum Sozeäuromantika Sue weist da Satirika Nestroy deitlich auf de Unåbändalichkeit von de menschlich'n Charakta im Guat'n wia'r im Bees'n hi.
Dee Bewüllichung von d Zensua is aum 26. März 1852 eafoigt, olladings is aum 2. Juni auzagt wuan, dass si da Nestroy bei seine Couplet net korrekt aun an bewüllicht'n Text höit'n tättat. De z' spåt eibråchte Beschweade håt owa kane weita'n Foig'n aussa'r an Vaweis duach'n Ståtthoita g'håbt.
In da eascht'n Auffüahrung håt da Nestroy in Kampl, da Wenzel Scholz in Kanzleidiena Gabriel Brunner, da Alois Grois sein Bruada'n Bernhard und de Emma Zöllner de Netti g'spüit.[9]
Des eig'nhändiche Manuskript vom Nestroy füa'n I. und III. Akt,[10], a weita's füa'n II. Akt[11] und da eig'nhändiche Couplet-Text (Kampl, I. Act, 11te Scene)[12] wea'n in da Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus aufbewoahrt. A Partetua-Åbschrift von de zwaa Couplets mit'n Wuatlaut von da jeweu's eascht'n Stroph'n is in da Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek zum find'n.[13] 1853 is da teuiweis g'ändate Text von da Theata-Agentua Adalbert Prix ois Druck unta'n Tit'l Kampl oder das Mädchen mit Millionen und die Nähterin aussageb'n wua'n.[14]
Zeidungskritik
WerkelnDe Zeidung Der Österreichische Zuschauer håt aum 3. April 1852 (Nr. 27, S. 431) g'schrieb'n:
- „Die drolligen Situationen, gut kombinierte Intermezzo's, durchflochten von kernigen, Schlag auf Schlag fallenden Witzen, gestalten das Ganze zu einer so eigenthümlichen Schöpfung, dass wir das Unvermögen vieler anderer Possenschreiber erst recht einsehen lernen.“[15]
B'sundas wea'n aa de schauspülarisch'n Leistung'n vom Nestroy und vom Scholz g'lobt.
Dea gengan Nestroy imma kritisch eig'stöite Humorist vom 31. März (Jg. 16, Nr. 77, S. 314) håt den Eafoig von dem Stückl nua'r im Vagleich mit de vurausgaunganan schwächan Weak' vom Nestroy göit'n låss'n:
- „Uebrigens ist man bei Nestroy'schen Possen schon seit geraumen Zeiten gewöhnt, dass wohl gegliederte Handlung, Consequenz der Charaktere, Wahrscheinlichkeit der Begebenheiten, durchaus mackellose moralische Gestaltung der Ideen u. Dgl. keine 'conditiones sine qua non'[16] seien.“[15]
Ebenfois aun dem Tåg woa'r in Adolf Bäuerle sei Wiener Theaterzeitung a groß's Lob füa'n „Gipfelpunkt der Wiener Posse in ihrer ganzen Originalität“, in „Reichthume der Poesie“ und in „Gold der Gesinnung“ (Zitate)[15] zum find'n.
Beim Nestroy sein Berlina Gåstg'spüi mit Kampl (vom 20. Juli bis 9. August 1852) håt de Neue Preußische Zeitung aum 2. August vameakt:
Spätare Fåchkritik
WerkelnScho da Otto Rommel håt 1908 den Kampl ois des „bedeutendste Sück der sittenschildernden Richtung“ (Zitat) vom Dichta bezeichn't. Dea im Nestroy seina Vualåg (beim Sue) nua aug'strafte Geg'nsåtz zwisch'n dene Adelig'n und dene Büagalich'n wiad bei eahm zum Mitt'lpunkt von da Haundlung. Des zeigat si b'sundas deitli bei da Umwaundlung vom rittalich'n Marquis von Maillefort in den schlich'n, grob-eahlich'n Laundoazt Dr. Kampl.[19]
Nåch'n Helmut Ahrens stöit de Figua vom Oazt Kampl den „gealterten, gereiften, weniger aggressiven, vielleicht sogar etwas gemütvollen, wenngleich niemals süßlichen Johann Nepomuk Nestroy“ (Zitat) doa. Wia da Dichta söwa tät da Kampl des Treib'n rund um eahm aus da Distanz beobåcht'n. Im Untaschied zum schneidend-schoaf'n Schnoferl aus Das Mädl aus der Vorstadt, in Åbbüid vom Nestroy aus früachaer Zeit'n, warat da Kampl jetzt'n a neigiaricha, nia penetranta Höifa wua'n.[20]
Aa da Franz H. Mautner stöit fest, dass neb'n in Nestroy sei Witz mit'n hecha'n Oita imma meah da weise und gütiche Dichta aussekummt, net nua da schoafzüngige Zynika:
- „Diese »Reife«, der gemäßigte Realismus und die liebevolle Milieuschilderung des kleinbürgerlichen Hausballs ließen die zeitgenössische Kritik 'Kampl' als Höhepunkt des Schaffens Nestroys erscheinen.“[21]
Literatua
Werkeln- Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.
- Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, siebenter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 379–557 (Text).
- Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, achter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1926; S. 446–519 (Anmerkungen).
- Franz H. Mautner (Hrsg.): Johann Nestroys Komödien. Ausgabe in 6 Bänden, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1979, 2. Auflage 1981, 6. Band. .
- Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
- Hugo Aust (Hrsg.): Johann Nestroy, Stücke 31. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien 1992, ISBN 3-224-16930-3.
im Netz
Werkeln- Inhoitsaugåb' auf www.nestroy.at/nestroy-stuecke/73
Beleg
Werkeln- ↑ damit is Wean g'maant
- ↑ Kampl, weanerisch füa Kamm; de aundare Bedeitung Fescha Kampe oda Kampl kummt doda net in Fråg'
- ↑ zua daumålich'n Zeit woa des ka richticha Oazt – obwoi da Kampl in Doktatit'l håt
- ↑ Greißler = weanarisch füa'r an Leb'nsmittelhändla
- ↑ Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 16.
- ↑ Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 132.
- ↑ Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 330–332.
- ↑ Franz H. Mautner: Johann Nestroys Komödien. S. 305.
- ↑ Theatazedl von dera Auffüahrung ois Faksimile in: Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 520.
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, I.N. 33.424
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, I.N. 33.522
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, I.N. 33.425
- ↑ Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, MUS HS 25.035
- ↑ Faksimile des Druckes in: Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 424–492.
- ↑ 15,0 15,1 15,2 Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 182–185.
- ↑ conditiones sine qua non = lateinisch füa unbedingte Bedingungan
- ↑ schaug bei William Hogarth
- ↑ Hugo Aust: Johann Nestroy, Stücke 31. S. 190.
- ↑ Otto Rommel: Nestroys Werke. 1. Teil, S. LXXV-LXXVII.
- ↑ Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 330-332.
- ↑ Franz H. Mauthner: Johann Nestroys Komödien. 6. Band, S. 305.
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