Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck is a Poss'n mit G'saung in drei Akt vom Johann Nestroy. De Easchtauffüahrung woa'r anonym aum 1. April 1850 im Weana Carltheater.

Daten
Titl: Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck
Goddung: Posse mit Gesang in drei Akten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Musi: Michael Hebenstreit
Eascheinungsjoar: 1850
Uaauffiahrung: 1. April 1850
Oat vo da Uaauffiahrung: Carltheater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt in den ersten beiden Akten in Muffingers Hause, im dritten Akte in einem Gasthaus auf dem Lande, eine Stunde von der Stadt[1] entfernt
Personen
  • Muffinger, Kapitalist,[2] vormals Küaschna
  • Marie, sein Mündel[3]
  • Isidor, sein Sohn
  • Kathi, Köchin bei Muffinger
  • Kajetan, Hausknecht bei Muffinger
  • Adolf Flamm, ein angehender Arzt
  • Finkl, Haftelmacher[4]
  • Notarius
  • Greisler[5]
  • Greislerin
  • Wirt
  • Wirtin
  • Kellner
  • Hansl, Hausknecht
  • Wachter
  • Knechte beim Wirt

Da Tit'l vaweist auf Charivari (vom lateinisch'n caribaria, Duachanaunda), a Schmuckkett'n zua Tråcht'nhos'n, b'sundas in Bayern beliabt, de wo mit vaschiedanen Auhänga g'schmückt wiad. Im 19. Joahrhundat håt's aa no de weidare Bedeitung Katzenmusik g'håbt.

Inhoit Werkeln

Da Adolf Flamm und de Marie san inanaunda valiabt, owa da Marie iah Vuamund Muffinger mecht sei Münd'l unbedingt mit sein Buam Isidor vaheirat'n, damit eahm aa weidahin da Zuagriff auf iah Vamög'n von 150.000 Guid'n bleibt. Da Isidor, dea wo von da Hochzeit mit da Marie üwahaupt's net begeistat ist, und aa sei Voda söwa steig'n aussadem da Kechin Kathi nåch. Wia da Kathi iah Gatte Finkl auftaucht, muss si dea'r ois de Muada von seina Frau vakleid'n, weu's ois vaheirate Kechin net bleib'n diafat. Da Finkl glaubt net, dass eahm sei Gattin wäahrend seina Åbwes'nheit treu g'wes'n is:

„Wir sind allein, die Mutterpflichten haben ein End', jetzt werden wir über die Rechte des Gatten diskurier'n.“ (Erster Akt, zwölfte Szene)[6]

Trotzdem mecht da Finkl in da Hoffnung auf a reiche Belauhnung de Marie und in Adolf z'saummbringa. Ois Karikatuanfigua „Barnabas Wühlhuber“[7] vakleidet tuat a, ois tättat a den Adolf im Zwaakaumpf niedastech'n und gibt si daunn in Muffinger geg'nüwa ois G'spusi von da Marie aus. Dea vaschäaft drum de Bewåchung von da Marie no meahra.

Ois „tragische Romanheldin“[7] vakleidet, måcht da Finkl in nächst'n Vasuach, denan zwaa Valiabt'n a Raundewuh zum vaschåff'n. Glei drauf tritt a'r ois „Kasimir Heulmeyer“[7], augeblich da Voda von da vuarich'n Romanhöidin, auf und bringt in Muffinger dazua, sei Haus zum valåss'n. Da bestochene Hausknecht Kajetan lasst olle auskumma und de Marie find't an Untaschlupf beim Adolf seina Tant'. Da Isidor is då drüwa hochz'fried'n:

„Kann ein zum Heurathen verurteilter auf a schönere Art Pardon kriegen als ich?! Die Braut geht durch – das is die umfassendste Amnestie für einen Kopulations-Gravierten.[8] (Zweiter Akt, zwanzigste Szene)[9]

Jetzt'n vakleidet si da Finkl ois „Waldbauer und Urähndl“[7][10] von da Kathi und nimmt de mit si fuat. In an Laundgåsthaus woat'n olle drauf, dass da Isidor des vom Muffinger vasteckte Testament zu Gunst'n von da Marie bringt. Owa da Muffinger håt's sein Buam scho wieda wegg'numma, ea wiad drum duach a List vom Finkl von de Knecht' vom Wiat'n üwawöiticht und in Kölla eig'speat. Ois „Staats-Hämorrhoidarius“[7] vakleidet, bringt da Finkl in Kajetan dazua, sein Hea'n ois Räuwa zum auzeig'n. In seina Aungst ruckt da Muffinger des Testament von da Marie iah'n Vodan ausse, woduach sei Untaschlågungsvasuach bewies'n is. Da Adolf kriagt sei Marie und mant vaächtlich üwa'n Muffinger:

„Daran erkennen wir den listig-habsüchtigen Vormund!“ (Dritter Akt, achtundzwanzigste Szene)[11]

Weaksg'schicht' und Zeidungskritik Werkeln

A bestimmte Vualåg füa'n Nestroy sei Stückl lasst si net feststöi'n, olle Motiv' und aa de Grundidee woa'n daumois in beinåh jeda Poss'n vuahaund'n.

Da Misseafoig von dem Weak woa scho bei da eascht'n Auffüahrung so stoak, dass' goa nimma zu ana Wiedaholung kumma is. Des Publekum håt lautstoak protestiat und aa in de Zeidungskritik'n woa ka anziche posetive Stimm' zum find'n. Aa de Musi vom Hebenstreit is ois „weniger als mittelmäßig“ (Zitat) bezeichn't wua'n.[12]

Sogoa de sunst'n imma Nestroy-freindliche Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle håt des Stückl eig'reiht

„[…] in die Zahl der gänzlich wertlosen, total mißlungenen Possen. […] Gehaltloseres, Unmotivierteres und Unzusammenhängenderes als an diesem Abend wurde dem Publikum wohl seit Dezennien nicht aufgetischt.“

Der Humorist vom Moritz Gottlieb Saphir håt auf'n Nestroy sei Uahebaschåft hig'wies'n und dazua vamaeakt:

„Und doch war das Stück ein Skandal zum Ärgern, und doch war dieses elende, sinn- und inhaltsslose, witz- und geistesarme Machwerk, das von einer für die Bühne bereits verloreren Hand aus veralteten Szenen und Intrigen aus der Rumpelkammer aller Stücke zusammengestoppelt ward, ein Hohn für das geköderte Publikum, das aber mit gleicher Münze bezahlte. […] Die von Herrn Nestroy mit vieler Beharrlichkeit vorgetragenen Couplets sind das Schrecklichste, was wir noch je gehört. […] Wenn Nestroy der Schöpfer dieser Posse (?) ist (?), sie hätte nicht mehr Zote sein können.“

Da Nestroy håt den Finkl, da Wenzel Scholz den Kajetan und da Alois Grois den Muffinger g'spüit.[13]

A Manuskript von 34 Dopp'lbeg'n ohne Tit'lbladl im Nestroy seina Bleistift-Haundschrift mit Vuazensua-Korrektua'n in roda Tint'n is eahoit'n und dazua no de Liadatext-Reinschrift und aundare Manuskriptfragment'.[14]

Spätare Fåchkritik Werkeln

Beim Otto Rommel wiad de Auffüahrung ois totala Duachfoi eig'stuft, mit da Begründung, es warat eigentlich nua'r a :„wertlose Verwechslungsposse, in der er [Nestroy] nach einer Sitte der Zeit, gemäß welcher damals Eisele und Beisele häufig auf die Bühne kamen, Karikaturen aus den ‚Fliegenden Blättern‘ (Barnabas Wühlhuber, Heulmeier und den Staatshämorrhoidarius)[15] auftreten läßt“.[16]

Da Helmut Ahrens vameakt nua kuaz, dass de Easchtauffüahrungan vom Joahr 1850 im Carltheater, nämlich Sie sollen ihn nicht haben, Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck, Alles will den Prophet’n seh’n und Verwickelte Geschichte! olle viere an Duachfoi dalebt hättat'n – se olle z'saumm warat'n nämli nua „Komödchen auf Sparflamme“ (Zitat).[17]

Literatua Werkeln

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, dreizehnter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1929; 383–478, 675–688.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.

im Netz Werkeln

Beleg Werkeln

  1. g'maant is Wean
  2. Kapitalist = damit is ana g'maant, dea wo ohne Oawat von de Zins'n von sein Kapetäu leb'n kau
  3. Mündel = a unmündiche Peasaun mit an Vuamund
  4. dazua no de weanarische Red'nsoat aufpassen wie ein Haftelmacher = mit hechsta Aufmeaksaumkeit aufpass'n
  5. Greisler = weanarisch füa'r an Leb'nsmittelhändla
  6. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 407.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 schaug bei Beleg 15
  8. Kopulations-Gravierter = a Mensch, dea wo duach a megliche Hochzeit (Kopulation) belåstet (graviert) is
  9. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 444.
  10. Urähndl = östareichisch füa'n Uaauhnan, då ois Uagroßvoda g'maant
  11. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 476.
  12. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 684–686. (für beide Zeitungskritiken)
  13. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 684, Anm. *
  14. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.400, 33.402, 33.403, 36.764.
  15. da Baron Eisele und sei Hofmeister Dr. Beisele sowia de aunda'n G'naunnt'n woa'n beliabte Karekatuafigua'n von da Zeidung Fliegende Blätter
  16. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. LXXIX.
  17. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 327.