Tannhäuser (Wollheim)

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Tannhäuser und die Prügelei auf Wartburg, oda Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg, is a Opanparodie vom Hermann Wollheim[1] nåch da Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg vom Richard Wagner. De Parodie is zum eascht'n Moi füa'r an „Bierstaat“[2] vom Breslaua Student'n-Corps „Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder)|Silesia“[3] im Joahr 1852 aufg'füaht wua'n.

Daten
Titl: Tannhäuser
Originaltitl: Tannhäuser und die Prügelei auf Wartburg,
Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg
Goddung: große sittlich-germanische Oper mit Gesang und Musik in vier Aufzügen
Originalsproch: Deutsch
Autor: Hermann Wollheim
Literarische Voarlog: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg von Richard Wagner
Eascheinungsjoar: 1852
Oat vo da Uaauffiahrung: Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder) in Breslau
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt gleichzeitig in verschiedenen Jahrhunderten. Der erste Akt im Venuskeller, der zweite wo anders, der dritte in der Industrie-Halle der Wartburg, der vierte nach dem dritten.
Personen
  • Pietsch, Landgraf von Thüringen, zärtlicher Tyrann und Onkel, im Uebrigen ein Biedermann
  • Elisabeth, seine Nichte, höheres Lämmlein, sanft erzogen und militärfromm
  • Wolfram von Dreschenbach (Gröschelbach), Junker aus Pommern, solider Schwärmer
  • Walther von der Viehweide *), Referendar und angehender Staatshämorrhoidarius
  • Heinrich Gottlieb Tannhäuser, Sohn des alten Tannhäuser, ein bis in den Venusberg heruntergekommener Student aus Jena
  • Frau Venus, geb. Schulze, Göttin der Liebe und Inhaberin eines Bairischen Bierkellers im Venusberge
  • Hulda, Übernymphe und unterirdische Biermamsell
  • Ein Hirt, in Arkadien geboren
  • Ein Pferd, fehlerfrei
  • Vier Nymphen. Unter-Nymphen. Landesübliche Ritter und gewöhnliche Hofdamen. Herolde, Förster, einjährig freiwillige Sonntagsjäger und andere nützliche Hausthiere. Pilger-Chor der büßenden Bummler. Verschiedene gut erhaltene Möbel. Zwei Hintergründe. Wald und Gestrüppe.
  • *) für Berlin: Walther von der Hasenheide; für Dresden und Leipzig: Walther von der Vogelwiese; für andere Städte müssen ähnliche lokale Namen angepaßt werden; für Städte, wo das Amt eines Referendarius nicht heimisch ist, ist Walther „Gardelieutenant“,

Inhoit Werkeln

Im Venuskölla feian de Nymph'n mid da Venus und mit'n Tannhäuser. Da höat dea'r auf amoi von ob'n a Student'nliadl und volla Hamweh rennd a vua da Venus' davau:

„O tönet fort, ihr süßen Wonnelieder,
Die Thräne quillt – die Kneipe hat mich wieder!“ (Easchta Akt, easchte Scene)[4]

Vazweifet bleibd de Venus z'ruck und wiad von iahre Nymph'n trest', wäahrend ob'n auf da'r Ead'n da Hiat denan Pilgan, de wo nåch Grüneberg woifoah'n, des Åbschiedsliadl singd. Da Laundgråf entdeckt den schlåfat'n Tannhäuser, von dem a glaubd håt, ea warat tot, begrüassd eahm freindlich und lådt eahm auf de Wartbuag ei, wo de Elisabeth sehnsüchtich woa't:

„Das Frühstück lacht, sie wird es Euch versüßen,
Mit ihren best gedämpften Kälberfüßen.“ (Easchta Akt, zwoate Scene)[5]

De zwaa Valiabt'n treff'n z'saumm, da Laundgråf befüiht in Aufaung vom Sängawettkaumpf. Z'eascht singd da Wolfram a schwärmarisch's Liadl (Eduard und Kunigunde, schaug bei da Weaksg'schicht'), då untabrichd eahm da Tannhäuser zua'r Empöarung vo olle Zuahöara mid an såftich'n Liab'sliadl üwa seine Ealebniss' in da Untawöit:

„Wollt Ihr der Liebe Glück mit Löffeln fressen,
Wohlan, so geht und kneipt im Venusberg!“ (Zwoata Akt, dritte Scene)[6]

De Anwesenden mecht'n in Tannhäuser duachpriagl'n, owa de Elisabeth schützt eahm. Se trågt eahm auf, mit de reuich'n Bummla (Tågediab) nåch Grünberg zum ziach'n und duat'n so laung von dem saua'n Wein zum sauf'n, bis a wieda'r an auständicha Mensch is:

„[…] Mit jenen Bummlern, die in großen Haufen
Nach Grünberg geh'n, die Sünden abzusaufen.“ (Dritta Akt, viate Scene)[7]

De Elisabeth mecht si z'weg' n da Sehnsucht nåch'n Tannhäuser umbringa und aa da in sie valiabte Wolfram kaunn's net umstimma. Mid de hamkummat'n Pilga kummd aa da Tannhäuser – ois Anzicha håt a den saua'n Wein vatråg'n und is drum aa ned absolviat wua'n. Er nimmd si drum vua, wiedarum in Venuskölla zum z'ruckgeh'n. Scho gehd des hamliche Tüa'l nåch unt'n auf, owa då bringan's da Elisabeth iah Leich auf ana Tråg'n. Des easchüttat in Tannhäuser so stoak, dass a'r eb'nfois stiabd:

„Ich folge Dir, Geliebte, in die Gruft,
Und Dich, Frau Venus, setz' ich an die Luft!“ (Viata Akt, viate Scene)[8]

Owa trotzdem eascheind de Venus und weckd de zwaa wiedarum auf, weu de woahre Liab håt's gaunz gerüaht g'måcht. Freudich gibd da Laundgråf de Valobung bekaunnd:

„Als Verlobte empfehlen sich:
Lieschen Pietsch und Herr Heinrich Gottlieb Tannhäuser.“ (Viata Akt, fimfte Scene)[9]

Weaksg'schicht' Werkeln

Da Breslaua'r Oazt Dr. Hermann Wollheim håt füa'r an „Bierstaat“ (= Hoftåg) von dera Student'nvabindung „Silesia“, wo'r a Senior g'wes'n is, a Parodie auf'n Richard Wagner sei Oper Tannhäuser und da Sängerkriag auf da Wartbuag unta'n Titl Tannhäuser, Opern-Posse (Parodie) vafåssd. De Easchtauffüahrung håt 1852 bei dem Hoftåg ståttg'fund'n. Des Stückl is 1854 unta'n Tit'l Tannhäuser und die Prügelei auf der Wartburg und 1856 in g'ändata Fåssung ois Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg bei Grass, Barth & Co. in Breslau druckd und vom Theater-Commissionsgeschäft H. Michaelson in Berlin valegd wua'n.[10]

De letzte Fåssung von 1856 woa de Vualåg füa de Weana Parodie auf'n Wagner sei Oper unta'n Tit'l Tannhäuser, de wo 1857 in Wean easchtmois aufgfüaht wua'n is. Se wiad von de modeanan Literatuahistorika in Johann Nestroy zuageschrieb'n, wås olladings früacha recht umstritt'n woa.[11]

Da Wollheim håt si ziemli genau aunan Wagner sei Haundlung und den Sinn vom Text g'hoid'n, waunn aa parodistisch stoak vafremdd. Eigene Eagänzungan woa'n a wesntlich längare Åbschiedsszene im Venusberg, sowia de Arien füa de Elisabeth zum Beginn vom dritt'n und viat'n Akt, de wo beim Wagner ka Geg'nstückl g'håbt hå'm. Aa gibd's in da Wagner-Oper ka „Happy End“, wäahrend da Wollheim de Venus aum Schluss ois Deus ex machina[12] auftauch'n låsst, de wo des Liabspaarl wieda zum Leb'n daweckd. Da Hinweis auf Grünberg – heutz'tågs Zielona Góra[13] in Polen – ois Züi vo de Pilga stått in Wagner seina Rom-Foaht, nennd a Stadtl, des wo trotz seina neadlich'n Låg' an Weinbau betrieb'n håt; olladings is da duatiche Wein von de Zeidgenoss'n ois kraump'nsaua beaschrieb'n wua'n (worauf de Elisabeth ois „Stråf'“ füa de Bummla auspüid).

De Musi is füa de Wollheim-Parodie von an unbekaunnt'n Komponist'n vafåssd wua'n. Aus'n Nestroy seina Zauwaposs'n Der böse Geist Lumpacivagabundus (1833) is dea daumois recht bekaunnde Gåss'nhaua Eduard und Kunigunde vawend't wua'n, den wo da Wolfram beim Sängawettstreit vuatrågd.

In neichara Zeid wiad in Wollheim sei Parodie nimma g'spüit, olladings wiad da Tit'l Tannhäuser oder/und die Keilerei auf der Wartburg recht ofd füa'n Nestroy sei Parodie vawend't und dabei aa maunchesmoi auf'n Wollheim sei Stückl ois Vualåg hig'wiesn.

Reschieauweisungan Werkeln

Weu da Wollheim des Stückl eigndli ned füa'r an berufsmäßich'n Theatabetrieb g'schrieben g'håbt håt, woa'n im Manuskript ausfüahliche Reschie- und Kostümauweisungan augeb'n. Ois Einleitung håt a aug'meakt:[14]

„Die Posse dankt ihre Entstehung einem Gelegenheitsfeste und dem laut gewordenen Verlangen mehrerer Theaterverwaltungen, ihnen das Stück zugänglich zu machen.“

Da Wollheim håt dem Reschisseua vuag'schlåg'n, dem eascht'n Komika de Roi'n vom Pietsch, dem eascht'n Liabhåwa de vom Tannhäuser zum geb'n, de Damenroi'n soittat'n zua'r „Erhöhung des komischen Effektes“ von Männa g'spüid wea'n.

Aa da Gardarowa håt gaunz genaue Auweisungan kriagd, wia de Kostüm' ausschau'n soittat'n:

  • „Tannhäuser trete stets im studentischen Wichs in der Pekesche[15] auf, mid Schnurr- und Knebelbart
  • Pietsch trage fürstliches Ornat mit übertriebenem Schmuck und Orden
  • Wolfram benötige Wasserstiefel mit Riesensporen und einen Stuartkragen[16]
  • Walther mit Frack, weißen Pantalons (lange Männerhose), Vatermörder[17], Brille und Zigarre
  • Venus ein weißes Kleid mit Schürze, Blumen im Haar und am Busen, goldener Sternenreif um die Stirn
  • Elisabeth habe eine Hermelin-verbrämte Rokoko-Robe[18] zu tragen, in der 4. Szene des 4. Aktes altmodisch-bürgerliches Kleid, Zipfeltuch und Pompadourbeutel[19], in der letzten Szene sei sie eine weißgekleidete Leiche mid riesiger Nachthaube
  • Die Nymphen müssten in kurzen Florkleidern auftreten, mit langen Locken und Blumen im Haar, manche als Flaschen (!) verkleidet - halb mythologisch, halb komisch“

Spätare Fåchkritik Werkeln

Da Otto Rommel schreibd üwa'n Wollheim sei Weak, bei dem von eahm olladings da große Publekumseafoig net ohg'stritt'n wiad, es warat haptsächli a Parodie vom Wagner seina Musi. Ea nennd des Stückl „ulkige Bieroper, deren Geist der ‚höhere Blödsinn‘ war“ (Zitat) und kritesiat de „geschmacklosen Weitschweifigkeiten (Abschied der Venus, Sängerkrieg)“ (Zitat).[20]

Aa da Helmut Ahrens bezeichn't den Tannhäuser ois schlicht'n musikalisch'n Spaß vom Wollheim. [21]

Beim Max Bührmann is zum les'n, dass „von einem Verspotten der Wagnerschen Musik […] ebensowenig wie von einem Verspotten des Textes“ (Zitat) a Red' sei kenntat. Des Wollheimische Weak warat nua'r a Stückl zua schlicht'n Untahoitung füa'r an üwamüatich'n studentisch'n „Bierstaat“.[22]

Literatua Werkeln

  • Peter Branscombe (Hrsg.): Johann Nestroy; Stücke 36. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner/Walter Obermaier/W. Edgar Yates: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Deuticke, Wien 2000, ISBN 3-216-30335-7; S. 48–101 (Abschnitt Hermann Wollheim).

Text Werkeln

  • Tannhäuser, oda, die Keilerei auf der Wartburg. Grosse sittlich-germanische Oper mit Gesang und Musik in vier Aufzügen, Hoyerswerda 1856 Digitalisat

Beleg Werkeln

  1. Hermann Wollheim (* 1817 in Breslau; † 16. Septemba 1855 aa duat'n) woa'r a deitscha Oazt, Schriftstölla und Politika [1]
  2. schaug bei Bierstaat
  3. schaug bei Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder)
  4. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 68.
  5. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 76.
  6. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 86.
  7. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 88.
  8. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 97.
  9. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 107.
  10. Max Bührmann: Johann Nepomuk Nestroys Parodien. Kiel 1933, S. 127.
  11. Curt Meyer: Hermann Wollheims Bierspiel „Tannhäuser oder die Keilerei auf der Wartburg“ (1852), in: Einst und Jetzt, 16 (1971) S. 67 ff.
  12. schaug bei Deus ex machina
  13. schaug bei Zielona Góra
  14. Branscombe: Johann Nestroy; Stücke 36. S. 60.
  15. schaug bei Pekesche#Heutiger Gebrauch
  16. schaug bei Stuartkragen
  17. schaug bei Vatermörder
  18. schaug bei Kleidermode des Rokoko
  19. schaug bei Pompadour (Handtasche)
  20. Otto Rommel: Nestroys Werke, Auswahl in zwoa Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908, S. LXXXIII–LXXXIV.
  21. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0 S. 345.
  22. Bührmann: Johann Nepomuk Nestroys Parodien. S. 135.