Anarchie
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Anarchie (griach. ἀναρχία, „Herrschoftslosigkeit“) hoaßt Obwesnheit vo Herrschoft.
Damit is gmoant, dass in oana menschlichn Oadnung de Entscheidung ned duach Ausiabung vo Mocht, sondan duach an Diskurs und an Konsens gfundn wean. Des oanzige, des wo regiat, is des Gwissn.
In gressarn Zsammnhängn moant da Begriff aa a Gsejschoftsordnung, de wo auf philosophischn und sozioin Ideen basiat. Da Mensch ko si ohne a Autorität zsamm mit andane Menschn entfoitn; freiwillig og'nummane Autoritätn wia iagndwejche Mentoan oda andana Ratgeba san owa mit dem System scho veaeinbor.
De Anarchie kennt außadem zuasätzle koane Gwoitnteilung, womit oiso aa koa Stoot bsteht. De Anarchistn sejm gem se de Gsetze und Regln. De ganze Organisation is oiso hiarchie- und gwoitfrei (so gmoant, dass wo de Exekutivn, Legislativn und Judikativn fejn).
Begriffsgschicht
WerkelnFia den Anarchiebegriff gibts schon in da Geschichte unterschiedliche Interpretationen, je noch politischa und philosophischa Orientierung. De easchtn Gedankn zua Anarchie hods scho im Oitertum gem. De Foam, so wia'mas heit kenna, gibts awa eascht seit'n 19. Jh., wos a Gengbewegung zua Monachie und zua Demokratie doastejn soit. A Beischbui is da Spanische Anarchismus währnd am Spanischn Biagakriag.
De griechischn Dichter Homer (8. Joarhundert v. Kr.) und Herodot (5.Jh. v. Kr.) hom mit Anarchia a Gruppn vo Menschn oda Soidotn „ohne Anfiahra“ gnennt. Bei Xenophon (um 580 bis 480 v. Kr.) wiad da Begriff fia Herrschoftslosigkeit vawendet: de „Anarchia“ is a Zeit ohne oberstn Stootsbeamtn, den Archon.
Vaschiedana Auslegungn
WerkelnDo gibts untaschiedliche Osichtn driawa, wos eigntle a Fiahra is. Is des a Haiptling oda is des aa scho a Geleata? A Auslegung is, dass ma de Anachie mit a staatnlosn G'meinschaft oda am Fejn vom staatlichn Gwoitmonopol gleichsetzt.
Des hoaßt, dass de Heaschaft, wias mia kenna, koa zeitlose Institution is - denn neba und voa oim voa am Beginn dea Heaschaft duach an modeanen Schdaat hats logischaweis de Anachie gem. Bei manche Natuaveyka is sogoa heit no so, dass koan Fiahra gibt: Da Schdamm da Mbuti etwa lebt ohne de Macht vo Fiahran, oiso mittn in da Anachie. Awa obwois koane Gsetzgeba gibt, lem de Mbuti ned ohne a Oadnung oda bstimmte Regln.
Danem gibts natirle no de Form des Anachismus, dea wo g'woit anstej vo a andana Heaschaftsstruktua gwejd woan is. Olle Theorien, de wo se domid bschäftign, foin untam Begriff Anarchismus zsamm.
De Umsetzung
WerkelnMenschn san meist ois a Gruppn zammgschlossn. Des hoaßt, dasss oft einheitliche Entscheidungn treffa miassan. Wenn mas wia da Otto Noamoivabraucha siacht, ko a Anarchie ned ohne an Fiahra vawiaklicht wean, weil dofia a fiahraloses und trotzdem vo olle akzeptiates Vahoitn fias Findn vo Entscheidungen fejt. Soboid in a Gruppn a Kollektiventscheidung troffa wean soi, bleibt fiar an Abweichla nua de Woi zwischn da Meahheitsheaschoft oda am freiwilligm Exil, g'nannt Emigration.
Im Gengsatz dozua ko ma vo Anarchie sprecha, wenn soichane Entscheidungen duach de Solidarität und de Kommunikation troffa wean. Des is owa fia vui Menschn schwea vaständlich, wei si zum Konkurrenzkampf erzogn woan san und wei Konsensentscheidungen in da Schui ned gübt wean. Anarchie is a konsequente Foam vo Demokratie, de wo nach da Sejbstentfoitung in a hamonischn Umgebung und Gsejschaft suacht. De Gmeinschaft und Umwejd san nimmer Feind und Beite, sondan a Entwicklungs- und a Lemsraum. Olle relevantn Entscheidungn wean in a soichan Gruppn vo Gleichgsinnte duach a Konsensbuidung daawart; es gibt aa koane Abstimmungn, wo ma scho wieda gega an andan mit seim Schdimmrecht konkurriera kannt.
A Umsetzung war scho meglich auf am kloana Gebiet, des wo se seywa vawoit. Wea mit a unawinschtn Regl ned eivastandn is, miassat dann de Gengd valassn. A andane Meglichkeit is a funktionale Institution: Wea ned teilnehma mog, nimmt ned teil und muass awa aa ned auswandan. Da Nachteil war hoit, dass de a Hiarachie g'wohntn Leit eascht iah Denkn umsteyn miassatn und des dauat.
Foische Owendung vo dem Begriff
WerkelnHeit wead Anachie oft foisch vastandn. Vui setzn des Woat mit Kaos und Biagakriag gleich, wos grundfoisch is. In ana anachistischn Gsöischaft üwanimmt a jeda Mensch seybst oda zammen mit seine Kollegn de Veantwoatung fiar de Lemsumständ. Es feyt oiso nua de Zentralg'woit.
Dass des awa seah oft missvastandn wead, losst sie bsundas guad an dea Punk-Bewegung vo heit feststeyn. Im Gegnsatz zu eahnane Voaleifagenerationen kenna vui vo de modeana Punks goar ned de richtige Bedeitung. Desweng is agrad komisch zum oschaung, wenn a baar vo dene moana, dass se geng a Gsöischaft kempfa, wobei se se mit am Begriff legitimian woin, dens goar ned richtig vastehn.
Aa in den Medien ko ma des Fänomen oft seng, wia zum Beischbui in vaschiedanen Hollywood-Fuimen. A kritischare Ausanandasetzung mit dem Thema findt ma alladings im Comic V wia Vendetta. Dea Begriff wead zusätzle no ab und zua in da Politik g'nutzt, um sein Gegna bei de Leit unb'liabt z'macha.
Zitate
Werkeln- „Was Gut und Böse anbelangt, sind alle Regierungen gleich. Das beste Ideal ist die Anarchie.“ – Leo Tolstoi
- „Niemand kann frei sein, solange es nicht alle sind.“ – Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? 1932, Erich Mühsam
- Freiheit ist das Recht, alles zu tun, was anderen nicht schadet. Pierre Joseph Proudhon
Litaradua
Werkeln- William Godwin: Politische Gerechtigkeit. Erste vollständige deutsche Übersetzung des Originals. (London 1793), Verlag Haufe, Freiburg 2004. ISBN 3-448-06312-6
- Horst Stowasser: Freiheit pur. Die Idee der Anarchie, Geschichte und Zukunft, Eichborn Verlag, Frankfurt (Main) 1995. ISBN 3-8218-0448-3 „Freiheit pur“ ois iwaorbatete PDF
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WerkelnSpruch: Anarchie – Zitat af Boarisch |