Exhortatio ad plebem christianam

Der Artikl is im Dialekt Hausrukfiatlarisch gschriem worn.

D Exhortatio ad plebem christianam is a kristlicha Text aus'n frian Mitloita und oane fu de ödastn schriftlichn Beleg fu da Oid-Boarischn Schbroch iwahaupt.[1][2]

Bladl fu da oid-boarischn Exhortatio ad plebem christianam

De "Eamuntarung an s kristliche Foik", wia de wöatliche Iwasezung hoast, schdaumt ausn frian 9dn Joahundat und is da ödasde Katechismus in am westgeamanischn Idiom iwahaupt und damid ned neta oana fu de wichdigstn Beleg fum frian Boarischn sondan a fum Oidhochdeitschn iwahaupt. Intressant is a da Einblick in de religiöse Situazion fu de domoling Boarn.

Inhoit fu da Exhortatio

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Da Text fu da Exhortatio ad plebem christianam is zwoaschbrochig auf Lodain und Oid-Boarisch gschrim und hod an religiesn Inhoit. Iwasezt hoast da Ditl so fü wia Auffoadarung oda Eamuntarung an s'Kristnfoik und es ged drum, das da Fafossa si beklogt, das de boarischn Kristn de heilige Schrift und de wichdigstn Gebet ned gscheit kenan. Des soid mid dem Manuskript fabessat wean und desweng wiad zan Baischbü s'Fotaunsa und s'Credo, oiso s'katholische Glaumsbekentnis auf Oid-Boarisch iwasezt, wai si de Glaibing damid sicha laichda dan, wia mim lodainischn Text. De Schrift soid so a a Hüfsmitl fia Pfoara und Mönch sei, de in da boarischn Region auf Mission untawegs han oda si pastoaral um de kristlichn Bajuwarn schean.

Da Text richt si bsondas an Daufbatn und ret denan ins Gwissn, das's söwa zeascht amoi de wichdigstn Gebet leana miassn, damid's iwahaupt guade Godn sei kinan. Nem da Ainlaitung, de im Aunschlus ois Textbaischbü foigt, bschded d'Exhortatio aus:

  • am Fotaunsa (Paternoster)
  • am Glaumsbekentnis (Credo)
  • am Daufgelübde fia d Eawochsanendauf
  • ana Baichtfoami
  • und Bet-Schbrichal

Textbaischbü

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Zitiad noch Wilhelm Wackernagel, 1861[3]

da lodainische Text d'oidboarische Iwasezung heitigs Boarisch (wöatlich)

Audite, filii, regulam fidei,
quam in corde memoriter habere debetis,
qui christianum nomen accepistis,
quod est vestra indicium christianitatis,
a domino inspiratum,
ob apostolis institutum.
Cuius utique fidei pauca verba sunt:
sed magna in ea concluduntur mysteria.
Sanctus etenim spiritus magistris ecclesiae
sanctis apostolis ista dictavit verba
tali brevitate, ut quod omnibus
credendum est christianis semperque profitendum
omnes possent intelleger et memoriter retinere.
Quomodo enim se christianum dicit,
qui pauca verba fidei,
qua salvandus est,
et etiam orationis dominice,
que ipse dominus ad orationem constituit,
neque discere
neque vult in memoria retinere?
Vel quomodo pro alio
fidei sponsor existat,
qui ipse hanc fidem nescit?

Ideoque nosce debitis, filioli mei,
quia noec unusquisque vestrum
eandem fidem filiolum suum
ad intellegendum docuerit,
quem de baptismo exceperit,
reus est fidei sponsionis,
et qui hanc filiolum suum docere neglexerit,
in die judicii rationem redditurus erit.
Nunc igitur omnis, qui christianus esse voluerit,
hanc fidem et orationem dominicam
omni festinatione studeat discere
et eos, quos de fonte exceperit, edocere
ne ante tribunal Christi cogatur rationem excolvere,
quia dei jussio est et salus nostra
et dominationis nostra mandatum,
nec aliter possumus veniam consequi delictorum.

Hloset ir, chindo liupostun, rihti dera calaupa,
dera ir in herzin cahuctliho hapen sculut,
ir den christanun namun intfangan eigut,
daz ist chundida iuuerera christanheiti,
fona demo truhtine innan caplasan,
fona sin selpes jungiron casezzit.
dera calaupa cauisso faoiu uuort sint:
uzan drato mihiliu caruni dar inne sint pifangan.
uuiho atum cauisso dem maistron dera christanheiti,
dem uuihom potom sinem, deisu uuort thictota
suslihera churtnassi, daz diu allem christanem
za galaupenne ist ja auh simplun za pigehanne,
daz alle farstantan mahtin ja in hucti cahapen.
In huueo quidit sih der man christanan,
der deisu foun uuort der calaupa,
dera er caheilit scal sin ja dera er canesan scal,
ja auh dei uuort des fraono capetes,
dei der truhtin selpo za gapete casazta:
uueo mag er christani sin, der dei lirnen ni uuili
noh in sinera cahucti hapen?
odo uueo mac der furi andran
dera calaupa purgeo sin odo furi andran caheizan,
der dea calaupa noh imo ni uueiz?

pi diu sculut ir uuizan, chindili minia,
uuanta eo unzi daz iuuer eogaliher
de selpun calaupa den sinan fillol
calerit za farnemanne,
den er ur deru taufi intfahit,
daz er sculdig ist uuidar got des caheizes,
ja der den sinan filleol leren farsumit,
za demo sonatagin redja urgepan scal.
Nu allero manno calih, der christani sin uuelle,
de galaupa jauh daz frono gapet
alleru ilungu ille calirnen
jauh de kaleren, de er ur tauffi intfahe,
daz er za sonatage ni uuerde canaotit radja urgepan:
uuanta iz ist cotes capot, ja daz ist unser heli
ja unsares herrin capot,
noh uuir andar uuis ni magun unsero sunteono antlaz cauinnan.

Losz, Kinda liabsde, d'Regln fum Glaum,
de's es im Heazn auswendig hom soiz,
es, de in kristlichn Naum embfaunga hobz,
wos des Zaichn fia aicha Kristnheit is,
fon dem Hean dalossn,
fu seine aiganen Jinga gsezt,
und fu dem gwissn Glaum a boa Woat san:
wos do fia grosse Gehaimnis drin san (befaunga).
wai gwaid den Gwissn Moasdan fu da Kristnheit
den gwaidn Botn (Apostln) hod a de Wöata diktiad
in soichana Kuazheit, das des ole Kristn
zan glaum is, jo a ewig zan eaklean
das ole machtig san zan faschdee und im Geist gehom
so das jeda dea si Kristnmau nend
dea de wening Woat fum Glaum
de ea gheiling soi, jo de a gneissn soi
jo a de Woat fum Fron (Hean) kapiad
de da Hea söwa zan Gebed gsezt hod:
Wea mog a Grist sei, dea de leana ned wü
nu in seim Gedechnis hod?
oda wea des Faia aundan
eanam Glaum sei Bürge sei oda s'Faia aundan gehoassn
dea in Glaum nu ima ned woas?

Bai dea Schuid es wisz, Kindal maine,
Wü ea uns das aicha Bfoara
den söbn Glaum fu seim Su
geleaz zan fanema,
der er duach de Dauf entfocht hod,
das er schuidig is wida Got des Gehaiss,
jo dea, dea sein Su zan leana fasamt,
za dem des jingsde Gricht richdn soid.
Nau (jiat) ole Maune glaich, de Kristn sei woin,
de glaum und a des Gebed fum Fron (Fota unsa)
ole in Aile geleanan
jo a denen geleana, de es duach de Dauf entfochz,
das er zan jingsdn Gricht ned gnedigt is auf Fagebung:
wail es is Gotes Gebot, jo das es is unsa Hail
jo unsam Hean sei Gebod,
noch mia aundan gwis ned meng unsara Sündn Entloss gwinga.

*Hinwais: De wöatliche Iwasezung ins heitige Boarisch is natiali a weng hoiprig und soid d'Fawauntschoft fum heiting Boarisch zu deara 1200 Joa oidn Foam aus'n frian Mitloita zoang. Es is koa Iwasezung fum lodainischn Text, den ma heit fü laichda iwasezn kant, wai ma fum Kiachnlodain aus'n Mitloita waid mea woas wia fum Oid-Boarischn. An Haufn fu schbeziele kristliche Termini, fia de ma domois a boarische Iwasezung eafundn hod, kena ma so a heit goa neama, wai uns de hochdeitschn Begrif fü gelaifiga san.

Gschicht fum Dokument

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Fu da Exhortatio ad plebem christianam gibt's mearane Obschriftn, oane de heit in do Boarischn Schdodsbibliodek in Minga ligt und a zwoate de heit ois Tei fu de Kassla Konveasazionen in da Murhardschen Bibliothek fu da Uni Kassl ligt.[4]

S'Mingara Manuskript is Tei fu am Kodex in dem a gaunze Rai fu kiachliche Text aus'n 9dn Joahundat drinan san, de in Sidbayern aufgschrim woan san, woaschainli im Schdift Fraising. Do drin is zan Baischbü a da Bericht fu da boarischn Bischofssinodn fum Joa 805 noch Grisdus und a Obschrift fu da Dionysio-Hadriana, ana Saumlung fum kanonischn Kiachnrecht de untam Bobst Hadrian I. zaumgschdöd woan is. De Text han owa ole auf Lodain, bis em auf de Exhortatio, de zwoaschbrochig gschrim is.[5]

In da Geamanistik is owa des Manuskript aus Kassl fü wichdiga, wai des fu oam fu de Gründa fu deara Wissnschoft, im Wilhelm Grimm, genaua analisiad woan is. Des doatige Manuskript is heit in am Buach mid ana gaunzn Rai fu oid-boarische Text drin, wos ois Kassla Konveasazionen bekaunt is. Des Buach is laung im Klosda Fulda aufbewoad woan und is in da Zeid fum 30jarign Griag im Joa 1632 fu doat noch Kassl brocht woan. Des bschdetigt a da Johann Heinrich Hottinger da Ödane in seim Weak Historica ecclestica novi testamenti fum Joa 1637.

Wissnschoftlich hod si daun zan easchdn Moi da Wilhelm Grimm mid denane Text im Joa 1846 bschefdigt. Wai a owa de oide Schrift so schlecht lesn kina hod, hod a de Bladl mid ana Goi-Opfi-Tinktua bloacht, wos blaiwade Schedn am Dokument augricht hod. Dafia hod a owa 1848 in seim Buach "Exhortatio ad plebem Christianam, Glossae Cassellanae: Über die Bedeutung der deutschen Fingernamen" a easchde Faöfentlichung fu dem Kassla Manuskript aussa brocht.[6]

Bedeitung fia d'Foaschung

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Fia d'Schbrochwissnschoft

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D'Exhortatio is bsondas wichdig fia de hisdoarische Linguistik. Da geamanische Tei is komplet auf Oid-Boarisch gschrim und ned famischt mid aundane westgeamanische Idiome, wia des zan Baischbü baim Hildebrandsliadl oda baim Wessobruna Schöpfungsgedichtl da Foi is. Daduach hod ma a umara 1200 Joa oids Dokument fu da gauns oidn Foam fu da Boarischn Schbroch und wai d'Exhortation zwoaschbrochig is, Lodain und Boarisch, woas ma a genau, wos da Text genau bedeit. Maunche oid-boarischn Weata waradn nemli heit sunst schwa oda fost goa neama zan faschdee.

Daduach, das si d'Exhortatio diarekt an de Glaibing richt, is de Schbroch a recht bodnschdendig und koa obghobane Text, dea neta fia gschdudiade Mönch zan faschdee is. Gemainsaum mid aundane Manuskript, kintad ma so de oid-boarische Schbroch relativ genau rekonstruian, wos owa in deara Foam bis heit ned gmocht woan is. De Geamanistik sogt liawa, das des a Dialekt fum Oidhochdeitschn is und ma intressiad si blos fia des iwaregionale Deitsch aus deara Zeid, wos owa so goa ned exisdiad hod.

Fia d'Religionswissnschoft

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D'Exhortatio is oane fu de easchdn Iwasezungen fu am Tei fu da Büwi in iagend a westgeamanisches Idiom iwahaupt. Gemainsaum mim oidhochdeitschn Isidor fu Sevilla und de Monsea Fragment hod ma im 9dn Joahundat so Teie fum neichn Destament und im Muspilli a an kloan Tei fum oidn Destament ins domolige Boarisch iwasezt, de bis heit eahoidn san. Daduach hod's schau im frian Mitloita, laung foam Martin Luther, a foiksschbrochliche Iwasezung fu da Büwi gem, zu mindest fu a boa Tein.

Da lodainische Text ged dabai auf de Vulgata-Iwasezung fu da Büwi zruk, des hoast, das da boarische Tei ned diarekt fum hebreischn und grichischn Oaginal, sondan fu da schbodantikn lodainischn Veasion iwasezt woan is. Entgeng aundane geamanische kristliche Text, gibt's in da Exhortation koan Hinwais auf de heitnische Religion fu de Bajuwarn, de foam Kristndum exisdiad haum muas. Ma kaun dafau ausgee, das um's Joa 800 schau ole Bajuwarn missioniad woan und fu ana geamanischn Religion nix mea iwa woa. Da Text beschwead si a ned, das de boarischn Kristn nu iagendwöche heitnischn Breich haum, sondan blos, das se de wichdigsdn kristlichn Text ned gscheit kenan. Zu mindest as Credo und s'Fotaunsa soid a jeda auswendig kina, owa ned umbedingt auf Lodain sondan ruig a auf Boarisch (schau a unta Fraisinga Paternoster).

Iwahaupt is's aso, das aus de oid-boarischn Beleg, de im heiting Bayern oda Estareich entschdaundn han, iwahaupt koa hinwais auf de geamanische Religion gibt, de foam Kristndum exisdiad haum muas. Des oanzige wos ma iwa de heitnische Religion fu de Bajuwarn woas, woas ma fu da Archeologi und es is ned amoi gwis, ob des de glaiche geamanische Religion woa, wia ma's bai de Frankn, Saxn und Alemanen gfundn hod. De geamanischn Gotheitn Thor und Wodan wean in koam boarischn Text eawend und eanare Naumen keman ned amoi in de boarischn Wochadog fia (schau a unta D'boarische Wocha).

Es is a so, das a Tei fu de Bajuwarn schau arianische Kristn woan, befoa fu de britischn Insln schotische Mönch kema san und de Baiern zan katholischn Kristndum missioniad haum. Es kaun desweng sei, das si de Exhortatio driwa beschwead, das fü Boarn des katholische Glaumsbekentnis ned gscheit aufsong kinan und filaicht oiwai nu des Credo fum Arianismus im Kobf haum. Dafia gibt's owa im Manuskript koan aindeiting Hinwais, bzw. is des nu ned genau untasuacht woan.

Schau aa

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Fuasnotn

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  1. Klaus Gantert: Akkommodation und eingeschriebener Kommentar: Untersuchungen zur Übertragungsstrategie des Helianddichters, Gunter Narr Verlag 1998, Seitn 41 & 159
  2. Köbler, Gerhard: Lateinisch-Germanistisches Wörterbuch, 3. A., 2006, Zitat: "E = Exhortatio ad plebem christianam (Anf. 9. Jh., abay.)"
  3. Wilhelm Wackernagel: Kleineres altdeutsches Lesebuch nebst Wörterbuch, Verlag der Schweighauserischen Verlagsbuchh. 1861, Seitn 13
  4. Stefan Sonderegger Althochdeutsche Sprache und Literatur, Walter de Gruyter Falog, 2003, ISBN 3110172887, Seitn 84, 108 u. 167
  5. Rolf Bergmann, Stefanie Stricker, et al.: Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften, Walter de Gruyter 2005, ISBN 3110182726, S. 1026
  6. Wilhelm Grimm: Exhortatio ad plebem Christianam: Glossae Cassellanae, Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1848

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