Buach Dischkrian:Standard Boarisch (Bayerisch): Ideensammlung
Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Prjaeger
Die ersten Punkte sind ok. Aber bei
- "ähr" - "ea"
- "äi, ei" - "ej"
- "il" - "ui"
handelt es sich nicht um Rechtschreibung sondern um Grammatik. Aber entscheidend ist ja dein impliziter Vorschlag, einfach aus dem Hochdeutsch durch Ersetzungsregeln ein Bairisch zu machen. Kann das wer wollen? --188.22.160.218 17:24, 23. Apr. 2013 (CEST)
- Dieses Buch wird in erster Linie Hiasl schreiben, ich werde ihm nur assistieren. Bitte warte mit konstruktiver Kritik ab, bis Hiasl das Werk überhaupt begonnen hat.
- Das was bisher vorhanden ist, ist ein Notizzettel, sonst nichts. Vom Buch existiert noch keine Zeile. Das was du kritisiert hast, ist von mir, deshalb antworte ich:
- Wenn wir statt März oda Mäaz (wie einige hier) -> Meaz schreiben, dann ist das Rechtschreibung, was sonst. Das gleiche gilt für Wäid (Welt) -> Wejd. Auch bei "il" hast du nur bedingt Recht, weil da gehts darum statt "ü" "ui" zu schreiben, das habe ich nur unvollständig und missverständlich ausgedrückt.
- Wenn man statt "Mäaz" -> "Meaz" schreiben soll, handelt es sich (auch) m.M. nach um eine Schreibregel. Aber wenn man statt "März" -> "Mäaz" oder "Meaz" schreiben soll ist das schon Grammatik, oder? Ich bin ja sehr gespannt auf euer Buch, und ich wuensche Euch dass ihr die dort festzuhaltenen Regeln konsequent durchhalten könnt. --188.22.160.218 19:58, 23. Apr. 2013 (CEST)
- Meine Meinung: So ein Projekt können nur exzentrische Spinner in Angriff nehmen. Ob das je fertig wird, weiß ich nicht. Wieviele Leute es dann anwenden, steht in den Sternen. Andererseits bewegen auch Ideale und Wunschvorstellungen die Welt.
- Konstruktive Kritik ist herzlich willkommen. --Matthias Klostermayr (dischkrian) 08:17, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Ich habe Bedenken, dass so ein Schreibstandard das Bairische am Leben erhält. Da hat man dann ein Weiteres Hochdeutsch oder Hochbairisch und die gewachsenen Dialekte und Aussprachen die nicht dem Standard folgen (wo il nicht zu ui wird usw) werden dann als nicht der Norm entsprechend eingestuft. Früher hat man diese Dialekte oder Sprachen, die nicht der Norm (Hochdeutsch) entsprachen als schlechtes Deutsch eingestuft. Meine Befürchtung ist, dass zukünftig dann bairische Dialekte, die sich nicht nach Eurer Norm verhalten als schlechtes Bairisch angesehen werden und man dann halbscharig versucht, eure Norm zu lernen und die vorhandene gewachsene Sprache (Regionaldialekt) noch weiter aufgibt. Es werden heute schon viele regional gewachsenen Sprachen/Dialekte aufgegeben. Weiters ist so eine Norm immer auch zu einem gewissen Grad eine künstliche Sprache die in der Form nirgends regional existiert hat. Eine Ausnahme wäre, wenn man sich einen bestimmten existierenden Regionaldialekt also Norm herausgreift oder wenn man die Schreibregeln so locker lässt, dass sie nur die gemeinsame Schnittmenge regeln. Letzteres würde das Sprachbewußtsein schulen aber dann könnt man nicht einfach so schreiben wie man es spricht. Das wäre aber eigentlich immer der Fall, auch wenn man z.B. den Rosenheimer Dialekt zur Norm erklären würde. Wenn man z.B. Rosenheimer Dialekt oder einen künstlichen Dialekt nach westmittelbairischen Vorbild erschafft, dann schauts für viele erstmal so aus, wie wenn es so geschrieben wie gesprochen wird, aber halt nur solange der eigene Dialekt ähnlich der Norm ist. Insofern würde mir die Schnittmengenschreibweise oder einen lockeren SChreibstandard am Besten gefallen. --Buachamer (dischkrian) 11:33, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Konstruktive Kritik ist herzlich willkommen. --Matthias Klostermayr (dischkrian) 08:17, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Es geht um ein Projekt zur langfristigen Rettung des Boarischen. Vor 25 Jahren und früher wäre das nicht notwendig gewesen, weil der Gebrauch bairischer und österreichischer Dialekte eine Selbstverständlichkeit war. Heute ist das längst nicht mehr so. Ich habe gestern mit einer Regensburger Studentin gesprochen. Die hat gesagt, dass sie zuhause bzw. mit den "alten Verwandten" noch Dialekt spricht, aber da auch nicht mehr alles versteht. Darüber hinaus verwendet sie den Dialekt überhaupt nicht. Es gibt auch Untersuchungen dazu, die genau das bestätigen. Viele junge Leute beherrschen ihren Dialekt noch ganz gut "passiv", aber kaum noch in der aktiven Anwendung (dass die Verdrängungskurve in der Stadt viel steiler verläuft als auf dem Land, ist auch klar). Der Dialekt schwindet schneller dahin als man glaubt. Jetzt - wo noch viele Boarisch passiv beherrschen - ist der richtige Zeitpunkt für Rettungsmaßnahmen.
- Eine Standardsprache hat - ohne staatliche Gewalteinwirkung - nur eine Chance, wenn sie auf einem Quasi-Standard aufbaut. Das ist in Österreich ganz klar der Dialekt vom Großraum Wien, den in Österreich - bis auf die ganz Jungen - jeder versteht. In Bayern ist das der Dialekt vom Großraum München, der auch in Franken und Schwaben, ja sogar noch teilweise außerhalb von Bayern verstanden wird. Geschätzte 80% aller Artikel in der Bairischen Wikipedia, wahrscheinlich noch mehr, sind in diesen Dialekten geschrieben.
- Ich finde den Idealismus den ihr an den Tag legt super! Konstruktive Kritik kurz und knackig: Wenn so ein Vorhaben ernsthaft und in letzter Konsequenz durchgefuehrt werden soll, dann kommt ihr nicht drumrum auf den bestehenden Erkenntnissen und Systemen aufzubauen, bzw. diese explizit ad-absurdum zu fuehren. Dh. alles wichtige bestehende ernsthafte muss studiert verstanden und ggf. erst dann verworfen werden. Um die Sprachwissenschaft kommt man nicht rum. Ein wissenschaftlicher Ansatz ists nicht anderes als der Alltagsverstand bis zur letzten Konsequenz durchexerziert und ohne Ignoranz gegen bestehende Erkenntnisse. Auch gebe ich zu bedenken, dass den Plan ein so einfach und ergonomisches System wie möglich zu konstruieren alle anderen vor euch auch gehabt haben, die sich mit dem Problem beschäftigen. Die Komplexität ergibt sich immer aus der inneren Notwendigkeit und sozusagen irgendwie gegen den Willen des Kontrukteurs. --91.115.112.60 17:08, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Das siehst du richtig. Ob das gelingt wird sich zeigen. --Matthias Klostermayr (dischkrian) 08:13, 25. Apr. 2013 (CEST)
- Ich finde den Idealismus den ihr an den Tag legt super! Konstruktive Kritik kurz und knackig: Wenn so ein Vorhaben ernsthaft und in letzter Konsequenz durchgefuehrt werden soll, dann kommt ihr nicht drumrum auf den bestehenden Erkenntnissen und Systemen aufzubauen, bzw. diese explizit ad-absurdum zu fuehren. Dh. alles wichtige bestehende ernsthafte muss studiert verstanden und ggf. erst dann verworfen werden. Um die Sprachwissenschaft kommt man nicht rum. Ein wissenschaftlicher Ansatz ists nicht anderes als der Alltagsverstand bis zur letzten Konsequenz durchexerziert und ohne Ignoranz gegen bestehende Erkenntnisse. Auch gebe ich zu bedenken, dass den Plan ein so einfach und ergonomisches System wie möglich zu konstruieren alle anderen vor euch auch gehabt haben, die sich mit dem Problem beschäftigen. Die Komplexität ergibt sich immer aus der inneren Notwendigkeit und sozusagen irgendwie gegen den Willen des Kontrukteurs. --91.115.112.60 17:08, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Matthias, jeder von uns will dass das Boarische weiterlebt. Da ich im Großraum München unterwegs bin sehe ich auch, wieviel man mit dem Schlechtreden des Bairischen schon zerstört hat. Im münchner Raum kommt noch Zuzug und einige andere Komponenten dazu, die der bairischen Sprache zu schaffen machen. Wenn man auf den alten Wiener oder Münchner Dialekt einen Standard erschaffen möchte, so sollte das auch klar gekennzeichnet sein "Standard Österreichisch (Wienerisch)". Leute, die z.B. nicht in einem anderen Dialekt (z.B. Pingauerisch...) aufgewachsen sind, können dann diesen Wiener oder Münchner Standard für sich nehmen um sich diese Varietät anzueignen. Weiters wär wichtig klarzustellen, dass andere gelebte Varietäten nicht schlechter wie der entsprechende Standard sind. --Buachamer (dischkrian) 20:53, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Das mit der Regensburgerin ist schon traurig. Gerade bei den Madln schauts dialektmassig noch eine Spur schlechter aus als wie bei de Buama. Ganz so düster sehe ich es aber trotzdem nicht. Seit ca. 10 Jahre gibt es schon fast einen Dialektboom und auch im münchner Raum spürt man, dass Bairisch immer beliebter wird (so sollts in München ja auch sein ;) --Buachamer (dischkrian) 20:53, 24. Apr. 2013 (CEST)
- Du musst dir das so vorstellen, dass eine Bairische Standardsprache zunächst vor allem dazu da ist, dass "Stoderer", "Exilbayern" und andere Interessenten die Möglichkeit erhalten, Boarisch systematisch als Zweitsprache zu lernen. Das ist zunächst die erste, wichtige Funktion zur Verlangsamung des Verfalls einer Dialektgruppe. Wie schon öfter erwähnt, sind vor allem das Jiddische und das Walisische Vorbilder, weil das zwei seltene Erfolgsbeispiele sind, wo der Verfall der Dialektgruppen zumindest verlangsamt - wenn nicht sogar aufgehalten wurde. Kymrisch (Walisisch) und Jiddisch sind zumindest als Zweitsprache definitiv immer gefragter. Walisisch ist für das Bairische vermutlich das beste Vorbild. Selbst viele Waliser, die nicht mehr Kymrisch sprechen, sind stolz darauf, dass es die kymrische Sprache gibt, weil sie wissen, dass das zur kulturellen Identität ihres Landes dazu gehört.
- Damit eine Sprache nicht zur toten Sprache wird, ist allerdings auch eine ausreichende Zahl von Muttersprachlern zwingend notwendig, das sind in Bayern und Österreich die Regionen, wo der Dialekt noch hochgehalten wird. Diese Muttersprachler werden garantiert nicht aufs Standardbairisch umlernen, würde auch nicht gehen und das ist auch nicht die geringste Absicht. Diese Muttersprachler müssen durch das Standardbairische aber Rückenwind bekommen. Die zweite Funktion der Bairischen Standardsprache ist es daher, das Ansehen des Bairischen zu fördern (wenn eine Dialektgruppe eine Standardsprache hat, gewinnen auch die Dialekte automatisch an Ansehen) und damit Familien und Mütter dazu zu motivieren, mit ihren Kindern Bairisch als Muttersprache weiter zu pflegen (in welchem Dialekt auch immer). Das ist die wichtigste und schwierigste Aufgabe. Das versuchen wir bereits ansatzweise auf der Hoamseiten: durch gute Nachrichten über die Bairische Sprache und auch über den Erfolg der Bairischen Wikipedia (da die meisten von uns hier anonym mitarbeiten und das auch so bleiben wird, geht es dabei nicht um einen Egotrip oder darum in die "Geschichte" einzugehen, sondern darum, den Erfolg eines sozialen Projektes gezielt zu fördern).
- Die dritte Funktion der Bairischen Standardsprache ist es, klassische Sprachmuster und alte, teilweise vergessene Wörter, wieder bekannter zu machen und damit auch die Widerstandskraft gegen die Assimitlation durch das Hochdeutsche und die dümmliche Anglisierung zu stärken. (Man braucht sich ja nur 30 Sekunden DSDS und anderen Quadratschmarrn anzusehen, um zu wissen, dass auch große Sprachen verfallen; ich glaube sogar, dass kleinere Sprachen leichter zu retten sind). Auch das versuchen wir bereits in der Bairischen Wikipedia zu pflegen, indem wir "Umgangsmischsprache" beispielsweise nicht akzeptieren und indem wir auf der Hoamseiten die Rubrik "Boarisch : Preissisch" eingeführt haben.
- Damit das Ansehen der Bairischen Sprache gefördert wird, ist es schließlich auch notwendig, dass es mehr Veröffentlichungen in Bairischer Sprache gibt (in allen Medien und Kanälen). Von Lyrik/Liedern abgesehen, geht das - in größerem Rahmen - nur über eine Bairische Standardsprache. Das ist die vierte, wichtige Funktion der Standardsprache. Auch unter diesem Aspekt ist die Bairische Wikipedia ein ganz, ganz wichtiger Anfang, um diesen Prozess irgenwann ins Rollen zu bringen. Auf längere Sicht bedeutet das auch, dass es Institute geben muss, die sich nur mit der Bairischen Sprache befassen (und nicht nur aus dem Gesichtswinkel eines deutschen Dialektes) und dass Bavaristik ein Studienfach werden muss (vgl. Lehrstuhl für friesische Philologie an der Uni Kiel), usw.
- Ja, da kann ich Dir weitestgehend zustimmen.
- Vielleicht wäre auch eine Kooperation mit Leuten wie Zehetner net schlecht. Ein erstes Grundgerüst könnte man selber erarbeiten und wenn man es komplett selber macht, könnte man sich mehr rühmen ..., aber am wichtigsten wäre, dass das Ganze am Ende eine runde Sache wird. Da kann man auch externe Hilfe von entsprechenden Leuten gebrauchen (nur als Idee). Weiters sollte diese Information, für wen es in erster Linie gedacht ist und welche Basissprache hergenommen wird (altes Wienerisch, Münchnerisch) auch in das Werk hinein. So viel von mir ;) --Buachamer (dischkrian) 10:35, 25. Apr. 2013 (CEST)
- @Hiasl: Damit wäre die Einleitung fürs Buch ja fast schon fertig :) --Prjaeger (dischkrian) 11:26, 25. Apr. 2013 (CEST)
Und - geet öbbs weiter?
Werkeln--Hellsepp (dischkrian) 20:36, 8. Nov. 2013 (CET)