Zeitvertreib (Nestroy)

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Zeitvertreib is a Poss'n in an Akt vom Johann Nestroy, g'schrieb'n im Joahr 1858. Des Stückl is anonym da Zensua vuag'legt und aum 21. Jänner 1862 ohne Ändarungan füa's Treumann-Theater zua'r Auffüahrung zuag'låssen wua'n; es is owa daunn do net g'spüit wua'n.

Daten
Titl: Zeitvertreib
Goddung: Posse in einem Akt
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: Zeitvertreib, Berliner Posse (?)
Eascheinungsjoar: 1858
Personen
  • Feldern, ein junger Architekt[1]
  • Bumml, sein Diener[2]
  • Stockmauer, Hausherr und Kapitalist[3]
  • Netti, Sali, Mathilde, Pauline, Cilli, Tini, Zenzi, Weißnähterinnen[4]
  • Klettner, Kaufmann
  • ein Gerichtsdiener
  • ein Wächter

Inhoit Werkeln

Da Haushea Stockmauer låsst in Felder und sein Diena z'weg'n de Mietschuid'n in eahnara Wauhnung festhoit'n, bis's zoih'n kennan. Aa beim Kaufmau Klettner håt da Felder Schuid'n, wås dem den resegniat'n Ausruaf ausselockt:

„Meine Geduld hat ein End'! Was bleibt da übrig? Ich werd' mich grad neuerdings gedulden müssen.“ (Erste Szene)[5]

Tåtsächli håt da Stockmauer de zwaa nua deshoib unta Hausarrest stöi'n låss'n, damit eahm da Felder net wiearum, wia scho so oft, bei seine Luabschåft'n dazwisch'n kumma kau. Um de boid auftretate Laungweu zum vatreib'n, beschliasst da Felder, duach an öffentlich'n Auschlåg Weißnaharinna füa sei augeblich's Modeg'schäft zum suach'n. Da Bumml und ea söwa vakleid'n si drum ois gnä Frau und Stub'nmadl, empfaungan de sieb'n Madln und vasuach'n, dena bei da scheinboa'n Flickoawat näha zum kumma. Da Bumml wiad olladings g'schwind ois Mau dakennt.

Sali: „Sich für ein Mädl ausgeben, wenn man ein Mann is! Keckheit ohnegleichen!“ (Zweiundzwanzigste Szene)[6]

Da Stockmauer kummt dazua, weul a den Madlb'suach g'sehg'n håt, mecht a Souper arrauntschia'n und is eb'nfois üwa den „Geschlechterwandel“ – aa da Felder håt si umzog'n – üwaråscht und entteischt. Owa da Bumml find't de rettenden Wuat' füa de Situateaun:

„Daran hängt das Heil von Europa nicht! Da gibt's andere Fragen, die auch noch auf Lösung harren – und dann muß man bedenken, das ganze war ja nur ein – Zeitvertreib.“ (Vierundzwanzigste Szene)[7]

Weaksg'schicht' Werkeln

Im Constantin von Wurzbach[8] sein Weak Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (Band XX, 1866; S. 210) is zua G'schicht von dem Nestroy-Stückl foigendes zum les'n:

„Eine Posse Nestroys, die bereits im Jahre 1858 von ihm geschrieben gewesen ist, hat sich in seinem Nachlasse vorgefunden. Sie führt den Titel ‚Hier werden Nähterinnen gesucht‘, war nach einer Berliner Posse, betitelt ‚Zeitvertreib‘ bearbeitet, bestand aus einer Szenenreihe von die Grenze des Zulässigen erreichenden Konflikten zwischen Offizieren und Nähterinnen und war reich mit den witzigsten Pointen ausgestattet. Bald nachdem er sie vollendet, erwachte in ihm selbst die Bedenklichkeit, sie zur Darstellung zu bringen, und schrieb er mit eigener Hand an den Rand des Manuskriptes das Todesurteil des Stückes mit den Worten: ‚Ohne Zeugen hingerichtet am 12. Januar 1858‘. Später, als er seine Gastspiele bei Treumann[9] begann, wollte er es doch damit versuchen, und hatte es für jenes im Jahre 1862 bestimmt. Da stieg ihm aber das Bedenken auf, daß die für ihn geschriebene jugendliche Frauenrolle auf sein vorgerücktes Alter denn doch nicht mehr geeignet sei, und so unterblieb aus diesem Grunde die Aufführung. Da es bereits der Direktion des Kai-Theaters übergeben war, so sprach er nur noch den Wunsch aus, daß dieses Stück überhaupt gar nicht zur Aufführung kommen möge, und infolgedessen wurde es durch Nestroys Erben von der Direktion des Kai-Theaters zurückverlangt und befindet sich zur Zeit im Besitze der Erben, welche beschlossen haben, dem Wunsche des Verblichenen gemäß, das Stück nicht zur Aufführung gelangen zu lassen.“[10]

Aa da Leopold Rosner håt 1893 in seina Åbhaundlung Johann Nestroy in seinen Briefen behaupt', da Dichta hättat des „letzte“ Stückl von eahm[11] net zua'r Auffüahrung bringa låss'n, weu's eahm daunn do „zu lasziv“ g'wes'n warat. Aa hättat da Nestroy testamentarisch vafügt, dass des Stückl niamois aufg'füaht wea'n düafat.[10]

Dees is olladings a Legend'n: Es gibt kan Vameak auf'n vuahaundanan Manuskript und aa ka soichanan Bestimmungan im Testament. Tatsächli kenntat sei Oita füa'n Nestroy a Grund g'wes'n sei, des Stückl 1862 net auffüah'n zum låss'n – ea söwa solltat den Bumml, da Karl Treumann den Felder und da Alois Grois den Stockmann spüi'n – und de Rücksicht auf de Famülie warat eb'nfois meglich g'wes'n.

A Vualåg füa des Stückl håt bishea net festg'stöit wea'n kenna, meglichaweis woa's a Berlina Poss'n, wia'r aa da Otto Rommel aunimmt.[12] A Weak vom C. F. Stix Hier werden Nähterinnen gesucht kenntat de söiwe Vualåg g'håbt hau'm, dabei haund'lt's si olladings nua'r um a witzlose Thaddädliad'n[13].

A tit'lloses, 23 Bog'n stoak's Origenäumanuskript, mit'n Vameak zwey Acte, g'strich'n und duach ein Act easetzt, is no voahaund'n; eb'nso des Tit'lbladl, auf dem seina Rückseit'n Aumeakungan zum Häuptling Abendwind stehngan. Des Manuskript enthoit eig'nhändiche Vuazensua-Ändarungan mit rota Tint'n.[14]

Literatua Werkeln

  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, vierzehnter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1930.

im Netz Werkeln

Beleg Werkeln

  1. da Zuasåtz und Führer im Schützenkorps einer Provinzstadt is vom Nestroy g'strich'n wua'n
  2. da Zuasåtz zugleich Waldhornist in der Schützen-Musikbanda is vom Nestroy g'strich'n wua'n
  3. Kapitalist = zu dera Zeit ana, dea wo von de Zins'n von sein Kapetäu leb'n håt kenna
  4. schaug bei Spezialschneider
  5. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 464.
  6. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 513.
  7. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 517.
  8. schaug bei Constantin von Wurzbach
  9. in Karl Treumann sein Theater am Franz-Josefs-Kai/Treumann-Theater
  10. 10,0 10,1 Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 724–726.
  11. tåtsächli san no dee Parodie Lohengrin (1859), sowia de Poss'n Frühere Verhältnisse und Häuptling Abendwind (olle zwaa 1862) nåchkumma
  12. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. LXXXIV.
  13. schaug bei Thaddädl
  14. Manuskriptsammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signaturen I.N. 33.439, 33.438.