Die beiden Herren Söhne

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Die beiden Herren Söhne is a Posse mit Gesang in fünf Acten vom Johann Nestroy. De easchte Auffüahrung woa'r aum 16. Jänna 1845 im Theater an der Wien ois Benefizvuastöllung füa'n Dichta söwa.

Daten
Titl: Die beiden Herren Söhne
Goddung: Posse mit Gesang in fünf Acten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: L'Homme de la Nature et l'Homme Policé, Roman von Paul de Kock, Vaudeville[1] von Charles Dupeuty
Musi: Adolf Müller senior
Eascheinungsjoar: 1845
Uaauffiahrung: 16. Jänner 1845
Oat vo da Uaauffiahrung: Theater an der Wien in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung geht theils auf Herrn von Eckheims und theils auf Frau von Helmbachs Besitzung vor[2]
Personen
  • Herr von Eckheim, Grundbesitzer
  • Moritz, sein Sohn
  • Kunigunde Helmbach, Eckheims Schwester
  • Vinzenz, ihr Sohn
  • Jakob Balg, Schaffner[3] auf Frau von Helmbachs Besitzung
  • Pumpfinger, Wirth
  • Suse, seine Tochter
  • Barbara Stiegler
  • Pauline, ihre Nichte
  • Theresia Stern, Tandlers-Witwe, Pumpfingers Anverwandte
  • Funkl, in Zichoris Haus
  • Glatt
  • Jackson, Jockei
  • Ruppich, ein Spekulant
  • Oberkellner
  • Kellner
  • Herr von Lohrmann
  • Christine, eine Putzmacherin[4]
  • Lebl, Hausierer
  • Gerichtsschreiber
  • Gottfried, Diener des Herrn von Eckheim
  • ein Knecht
  • Ritter von Steinheim, Oberforstrath
  • Emilie, seine Tochter
  • Herr von Strom
  • Heinrich, Bedienter des Oberforstraths
  • Konrad, ein Diener des Oberforstraths

Inhoit

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De zwaa Vettan, de wo Hoibwais'n san, wea'n von eahnare vawitwet'n Eltern völlich geg'nsätzlich eazog'n: da Herr von Eckheim legt beim Moritz greßt's G'wicht auf Büidung und Gehoasaum, de Frau Helmbach mechtat iah'n Sohn Viktor kanalei Vuaschrift'n måch'n und låsst eahm freie Haund. De zwaa Söhn' nehman se vua, eahnare Freindinna in d'Stådt zum entfüah'n, weu weda de eiganan, no de Eltern von de Madln mit dem G'spusi einvastaund'n san. Da Moritz is üwa sein Ungehoasaum unglicklich, da Vinzenz is dabei z'wengan Åb'nteia und weul a damit seina Muada Contra geb'n kau, da Austifta:

„Ans Werk, jeder handelt für sich, in der Stadt finden wir uns schon zusammen.“ (Erster Akt, elfte Szene)[5]

In da Stådt is boid zum bemeak'n, dass de Madln mit dera Situateaun üwahaupts net z'fried'n san, se suach'n sa aundere Bekaunntschåft'n. Da Balg, den wo de Frau Helmbach ois Untastütza füa'n Sohn mitg'schickt håt, zeigt se ois Schmarotza und Faulpöiz, da Vinzenz hüift in Moritz amoi aus ana Göidvaleg'nheit aussa, owa boid ist ollas pfutsch, wås a von z'Haus kriagt. Da Moritz, da Vinzenz und da Balg müass'n in ana ölendich'n Dåchstub'n wauhna, nua da Moritz oawat füa'n gemeinsauman Untahoit, weul a denkt, dass a füa de aunda'n vaauntwuatlich warat. Da Vinzenz waaß des zwoa zum schätz'n, trotzdem nimmt a in Moritz net wiaklich eanst:

„Zu viel Bub, der Moritz, aus dem wird nie was Großes werden.“ (Dritter Akt, dreizehnte Szene)[6]

Da Moritz håt si in de Emilie, de Tochta vom Obafoastråt Steinheim valiabt, in Vinzenz sei Vasuach, eahm dabei zum untastütz'n, wiad a Katastroph'n und da Steinheim vabiat' in Moritz jed'n Kontakt zu seina Tochta. A zweite deppate Akteaun vom Vinzenz, dea wo de Emilie entfüaht und zum Moritz bringa mechtat, wiad gaunz üwarråschend trotzdem wås Guat's, weu da Steinheim aum Moritz seina entsetzt'n Reakteaun den sein guat'n Charakta dakennt. Da Eckheim vasöhnt si mit'n Moritz und wiad in Zukunft aa no stått seina Schwesta, de wo duach iah'n Sohn oam wua'n is, in Vinzenz untastütz'n:

„Ich sichere dir eine kleine Rente, die große Rente, die man den Kindern gibt, Erziehung, kann ich dir nicht geben.“ (Fünfter Akt, dreizehnte Szene)[7]

Weaksg'schicht'

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In Nestroy sei Vualåg woa'r a oft g'lesana Erziehungsroman[8] vom französesch'n Dramatika Paul de Kock (1793–1871) und dem gleichnaumige Vaudeville vom Librettist'n Charles Désiré Dupeuty (1798–1865), nämli L'Homme de la Nature et l'Homme Policé (Der Naturmensch und der zivilisierte Mensch)[9]

Da wichtichste Punkt vom Paul de Kock sein Roman is de Geg'nüwastöllung von ana suagföitich'n Eaziachung anaseits und da foisch vastaundanan Idee vom Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) „Zurück zur Natur!“ aundraseits. Trotz an ähnlich'n Schicksoi wiad da „Sohn der Bildung“ schließlich a tüchticha, eafoigreicha und glücklicha Mensch, wäahrend da „Sohn der Natur“ zu an hoitlos'n, tiaf g'sunkanan Säufa vakummt.[10]

In Nestroy sei Beoawatung von den Roman woa'r eig'ntli ka wiakliche Poss'n, sundan meah'r a Lebensbild[11], des wås in ana füa'r eahm ung'wohnt'n Oat – nämlich ois Fünfakta – hättat bråcht wea'n soi'n, des woa z'letzt bei Glück, Mißbrauch und Rückkehr da Foi. In ana'r afåch aufbaut'n Oat wea'n de zwaa Schicksoi neb'nanaunda zeigt, de Entfüahrung von da Geliabt'n, de Enttäuschungan, des tiafe Ölend und eascht daunn des Auseinaundakumma von de Leb'nsweg' in Eafolg beim anan und Ohstuaz beim aundan Vetta.

A Umoawatung (Küazung) nåch'n Theatamanuskript, vamutlich auf'n Druck vom Direkta Carl Carl – nämli stått 68 nua meah 50 Szenan – soittat de witziche Wiakung vabessan. Des is owa net wiakli g'lungan, weu da Zusaummanhaung von da Haundlung daduach völlich duachanaunda bråcht woa, weu des füa fünf Akt aufbaute Leb'n von de zwaa Vettan daduach maunchmoi nua meah audeut' stått ausg'füaht wua'n is und de Komik aa net bessa woa. Scho bei da Easchtauffüahrung is de vieraktiche Veaseaun zeigt wua'n; a z'weg'n dera kritisch'n Aufnauhm duach's Publekum und de Rezensent'n no amoi vaändate Veaseaun woa bei da zweit'n Vuastöllung aum 17. Jänna zum sehg'n.

Da Nestroy håt den Vinzenz, da Wenzel Scholz den Schaffner Balg, da Alois Grois den Wirt'n Pumpfinger, da Friedrich Hopp den Hausiera Lebl und da Ignaz Stahl den Owafoastråt Steinheim g'spüit.

De Origenäuhaundschrift vom Nestroy Die beiden Herren Söhne. Posse mit Gesang in 5 Acten von J. Nestroy. 1844. is vuahaund'n, se woa 1927 im Privatbesitz vom Paul Kalbeck[12]. A Konzeptblatt'l liegt in da Wienbibliothek im Rathaus[13], a Zensuabuach Nr. 1212 in da Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, a zweit's mit da Nr. 1213 aa duat'n – mit'n Personalvazeichnis in da Origenäubesetzung und mit aniche Korrektua'n.

In da Origenäupartetua vom Adolf Müller san aniche Couplettext' drinnan, a zweite aa no vuahaundane Origenäupartetua is ohne Text'.[14]

Zeidungskritik

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De Aufnauhm' beim Publekum und bei da Kritik woa'r eha net so guat, desweg'n håt da Nestroy füa de zweite Vuastöllung Ändarungan vuag'numma, de wo nimma zum nåchvoiziag'n san; de Reakteaunan woa'n daunn a biss'l freindlicha.[15]

In da Wiener Theaterzeitung vom Adolf Bäuerle is dazua vameakt wua'n, dass da Nestroy „alles entfernt, was am ersten Abend unangenehm berührte, und so noch die Rügen berücksichtigte, welche ihm das Publikum zuteil werden ließ.“ Trotzdem is aa dabei da Misseafoig von dem Weak festg'stöit wua'n, waunn aa ziemli vaklausuliat:

„So aber ward aus dem Sohne der Bildung ein ganz gewöhnlicher Mensch und aus dem Sohne der Natur ein herzloses Subjekt und Nestroy hatte sich das Beste entschlüpfen lassen. […] Das Publikum hat diesmal gerecht gerichtet; es hat die vielen trefflichen Calembourgs[16] und witzigen, persiflierenden Anklänge […] mit wahrem Jubel aufgenommen, es hat aber bei den mannigfachen Schwächen dieser Posse entschieden seine Mißbilligung geäußert.“

Der Sammler håt festg'stöit, dass da Nestroy zwoa'r a Dichter warat, bei dem si's Publekum mit an stüamisch'n Applaus net z'ruckhoit, trotzdem owa genau so streng sei Missfoi'n ausdruckt. De Doastölla san g'lobt wua'n:

„Herr Nestroy […] spielte trefflich und mit dem Aufgebote seiner drastischen Mittel. Die Hauptpersonen nach ihm, die Herren Scholz und Grois, unterstützten ihren Kollegen mit dem besten Eifer, was auch von dem überfüllten Hause Anerkennung fand. – Herr Nestroy wurde nach den ersten Akten unter allgemeinem Beifall gerufen, der erst später durch die ungünstiger gewordene Stimmung des Publikums verstummte.“

Des Österreichische Morgenblatt håt de Niedalåg von dem Stückl festg'hoit'n; de Sonntagsblätter woa'n aa recht streng in da Kritik:

„Noch in keinem Nestroyschen Stücke, ja vielleicht nicht einmal in allen zusammen, ist eine solche Masse von Gemeinheiten angehäuft, wie in diesem seinem allerneuesten.“

Der Wanderer håt se b'sundas mit'n Vahoit'n vom Publekum beschäfticht:

„Hat einmal eine Mißstimmung Platz gegriffen, so liebt es ein Teil unseres Publikums, sich einen Privatspaß im Theater zu machen; begierig faßt es alles auf, was seiner Spottlust dienen kann, und weil der Spötter selten gerecht ist, wirft er Gutes und Schlimmes in einen Topf.“

Der Humorist vom Moritz Gottlieb Saphir, wia imma gengan Nestroy ziemlich unfreindl, håt sei gaunz negative Kritik mit an eb'nso negativ g'maantn Schlusswuat beendet:

„Gespielt wurde im Geiste und Sinne des Stückes.“

Spätare Fåchkritik

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Da Otto Rommel stöit fest, dass' in Nestroy ois Dramatika nua möglich woa, a Stückl von Kock sein Roman zum vawend'n, so dass de duat'n ausfüahlich beschriebane Vuag'schicht – nämli 's Leb'nsschicksoi von da Gebuat bis zum Eawåchs'nsei – ois Eakläarung füa de konträre Entwicklung von de zwaa Neff'n föiht. Da Schluss duach de ois Retta in da Not auftretat'n Eltern warat a Gewoitlösung von da Situateaun:

„Nestroy wählt also 1844, um zusammenzufassen, einen Roman, der schlechterdings nicht dramatsierbar war, verwischt das Problem und findet keinen rechten Abschluss.“[10]

Bei Brukner/Rommel wiad vameakt, dass da Nestroy de Aufgåb, aus an Erziachungsroman a Poss'n zum scheib'n, weda in da laungan, no in da vaküazt'n Fåssung z'saummbråcht håt. Aus'n Paul de Kock sein Dummkopf Adam hättat a den witzig'n Spottvog'l Vinzenz g'måcht, dem seine Dummheit'n drum gaunz unpassend san. Da eahgeiziche und elegante Edmond wiad dabei zum laugweulich'n Mustaknab'n Moritz, de Nebenrollen füa'n Scholz und füa'n Grois san denan auf'n Leib g'schrieb'n und hättat'n daduach mit de Romanvuabüida nix meah zum tuan. In Gaunz'n warat'n de wichtich'n Charakta net eig'noatich g'nua zeichn't, um denan Doastöllan intaressante Aufgåb'n zum stöi'n. Aa de Üwatrågung ins Weanerische Milieu hättat desmoi dem Stückl nix g'nutzt.[17]

Da Helmut Ahrens nennt des Weak

„[…] weder durch eine dramaturgisch sauber herausgearbeitete Spannung gekennzeichnet, noch durch besonderen Sprachwitz. Stellenweise ist es nicht einmal gutes Handwerk, […]“.

Ea nimmt au, dass de zu dera Zeit vuahaundanan famüleäa'n Schwierichkeit'n vom Nestroy an Eifluss auf des eha schwåche Stückl g'håbt hättat'n. Wia'r aa beim drauffoigend'n Das Gewürzkrämerkleeblatt warat'n aa bei Die beiden Herren Söhne de Unaunnehmlichkeit'n von seina (vüi z'spat'n) Scheidung von da Wilhelmine Nespiesni aun de net wiaklich b'sundan dichtarisch'n und schauspülarisch'n Leistungan vom Nestroy schuid g'wes'n.[18]

Literatua

Werkeln
  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig' ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, zwölfter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1929; S. 325–440, 635–668.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.

im Netz

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  1. schaug bei Vaudeville
  2. de Stådt (Wean) ois Haundlungsuat vom 2., 4. und 5. Akt wiad aum Theatazedl net aug'füaht, da Grund dafüa is unbekaunnt
  3. Schaffner = daumois Gutsvawoita
  4. Putzmacherin = schaug bei Modist
  5. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 351.
  6. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 408.
  7. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 439.
  8. schaug bei Erziehungsroman
  9. Inhaltsangabe in Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 649–657.
  10. 10,0 10,1 Otto Rommel: Nestroys Werke. S. LIII.
  11. schaug bei Lebensbild
  12. schaug bei Paul Kalbeck
  13. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.453.
  14. Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signaturen M.H. 1949, 853.
  15. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 658–666.
  16. Calembourg = Kalauer
  17. Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 657–658.
  18. Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig' ich mich nicht. S. 265.