Sieben Mädchen in Uniform

Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.

Sieben Mädchen in Uniform, maunchmoi aa Zwölf Mädchen in Uniform,[1] is a Vaudeville in an Akt vom Louis Angely. Die Uraufführung woar 1825 aum Königsstädtischen Theata in Berlin. Da Johann Nestroy håt füa de von eahm oft g'spülte Roll'n von dem oid'n Invaliden Sansquartier a Menge parodistische Gloss'n üba Litaraduaklassika für sein'n Text dazuadicht't.

Daten
Titl: Sieben Mädchen in Uniform
Zwölf Mädchen in Uniform
Goddung: Vaudeville-Posse in einem Akte
Originalsproch: Deutsch
Autor: Louis Angely und Johann Nestroy
Eascheinungsjoar: 1825
Oat vo da Uaauffiahrung: Königsstädtisches Theater, Berlin
Oat und Zeid vo da Handlung: Scene: eine alte verfallene Festung, am Ufer des Meeres, eine Viertelstunde von einer kleinen Stadt in Frankreich
Personen
  • Oberst Osmond, Gouverneur einer kleinen Stadt
  • Henri, sein Sohn, Sophiens Liebhaber
  • Victor, sein Vetter, Sekretär
  • Briquet, ein alter Invalid, Commandant einer verfallenen Festung
  • Sansquartier, einäugig, Bataille, lahm, beide Besatzung dieser Festung
  • Julie, Victors Schwester
  • Sophie, Henri's Geliebte
  • Elise, Victoire, Leonore, Nina, Claudine , sämmtlich als Soldaten verkleidet
  • Charles, Louis, Theodor, Philippe, Antione, Brüder obiger Damen, Gefangene in der Festung
  • ein Courier

Inhoit Werkeln

 
Nestroy als Sansquartier (1857)

Weul da Kommandant Briquet fia sei Festung, wo a poar junge Maunda aus da Stodt z'weg'n Remasuri-Moch'n eig'sperrt san, nur zwa oide Invalid'n ois Maunnschåft håt, schickt eahm da Gouverneur Osmond aungeblich an Trupp Soidåt'n auffe, damit bessa aufpasst wear'n kaunn. Owa in Wiaklichkeit san des lauta vakleidete junge Madl'n, de wås se a Hetz moch'n woin.

Ane von de Madln, de Julie, bringt de zwa Valiabt'n, in Henri und de Sophie, auf da Wåch' z'samm, owa da oide Sansquartier stört's, weul ea so oft ea kaunn, Klassika les'n tuat, de wås ea daunn aa kommentiat: (Siebente Scene)[2]

(Schiller, Die Jungfrau von Orleans) „Jetzt, das ist eigentlich keine Komödie, sondern mehr dramatische Fabel. – Na ja – man weiß halt nix G'wiss's – und jetzt kommt auch nix mehr auf – es is schon z'lang her – und die Nachbarschaft is schon alle tot. […] Aber hab' ich mir's nicht denkt – so viele Engländer und die einschichtige Jungfrau – die G'schicht' muß ja ein' traurigen Ausgang nehmen.“
(Schiller, Don Carlos) „Das ist eine spaniolische G'schicht', aber – auch etwas lasziv; aber das macht nix – dort haben sie's schon so. […] Das ist eine genügsame Person, diese Königin, sie wär' mit einem halbeten Don Carlos zufrieden – aha, jetzt kommt der Marquis Posinger dazu – ich glaub', es wird noch ein wildes End' nehmen, diese gegenseitige Infanterie.“

Da Osmond kummt auf de Festung und schwind'lt in Briquet vua, dass a Korsar'nflott'n aus Algier an Üwafoi plant. Des g'freit den oid'n Kämpfa Briquet und seine zwaa Soidåt'n unhamlich, weul's auf a Rafarei gaunz haaß san. Owa de Madl'n vasteck'n se in da Kasern' und ziag'n se gschwind wieda eahna Madlg'waund au. De aungeblich'n Korsar'n san in Wiaklichkeit de lustich'n Briada aus'n G'fängnis und aum End' geht ollas guat aus: da Osmond gibt sein'n Buam, in Henri, mit sein G'spusi, da Sophie, z'samm und sogoa da Briquet måcht a freindlich's G'sicht zu dera Schlamastik:

„Gott soll mich bewahren! wer wird denn einen gutgemeinten Scherz übel deuten?“ (Achtzehnte Scene)[3]

Weaksg'schicht' Werkeln

 
Nestroy als Sansquartier (1831); auf dem Wall sein Kamerad Bataille

Des Stückl vom Louis Angely is daumois recht oft aufg'führt wua'n und håt im gaunz's deitschspråchig'n Raum an groß'n Publikumserfolg g'håbt. Wia da Nestroy in Graz g'spült håt, is ea von sein Direkta, in Johann August Stöger, imma meahr net nua zum Singa, sondarn aa zum Schauspül'n aug'hoid'n wua'n. Und do is da Nestroy 's erschte Moi ois Sansquartier auf da Bühne g'staund'n, obwoi ea aungeblich recht grantich drüwa g'wes'n sei soi:

Nestroy kam zu Walter [a Freind von eahm]" aufs Zimmer, warf ein Manuskript wütend auf den Tisch und rief: „Jetzt ist's nimmer zum Aushalten, was der Direktor mit mir treibt! […] A neuche Roll' hab' i kriegt, schon wieder so a malefiz-komische, mit der i aber gar nix anz'fangen weiß!“[4]

Trotzdem is des Gaunze a Ries'nerfoig wur'n, ob de G'schicht' olladings so stimmt, is ned sicha. Jed'nfois håt da Nestroy de Meglichkeit kräftich ausg'nutzt, dass in ana Szene, nemlich in da Litaradua-Szene auf da Festungsmaua, da Schauspüla imma wieda neuche Text' håt måch'n deaf'n. Und aa späta hot da Nestroy imma wieda den Sansquartier geb'n – und håt a jed's Moi neiche G'spassettl'n dazua einig'schrieb'n.

Des erschte Moi is des Stückl, z'samm mit'm Vuag'spül Der Zettelträger Papp – des woar übrinx de erschte eigene Poss'n vom Nestroy – aum 15. Dezemba 1827 im Ständischen Schauspielhaus Graz aufg'füaht wua'n.[5] In Wean håt da Nestroy de Roin 's erschte Moi aum 7. Mai 1847 im Theater in der Leopoldstadt g'spült, mit eahm dabei woa'n da Franz Gämmerler ois Henri, da Ignaz Stahl ois Oberst Osmond und da Alois Grois ois Briquet.[6]

Zeidungskritik'n Werkeln

In da Grätzer Zeitung is 1827 recht freindli' zum les'n g'wes'n:

„Herr Nestroy als Sansquartier gab eine lustige hogarthsche[7] Art Invaliden, der mehr in der Liederlichkeit als im Dienst ergraut zu sein scheint.Seine steifen Knochen, seine hochaufgepolsterte Halsbinde lassen vermuten, daß er sich seiner Hinfälligkeit eben nicht sehr zu rühmen habe, und man möchte wetten, daß ihm das Auge eher in einer Schenke als auf dem Schlachtfelde ausgeschlagen worden ist. […] Den so aufgefaßten Charakter hat Herr Nestroy trefflich und zur wahren Unterhaltung des Publikums gegeben.“[8]

In da Wiener Theaterzeitung is aum 8. Septemba 1831 (24. Jahrgang) genau so freindli g'schrieb'n wua'n:

[…] erfolgte am 30. Aug. das Debüt des Herrn Nestroi (sic!), vom k.k.städtischen Theater zu Lemberg. […] Seine Darstellung des Sansquartier muß zu den besten komischen Produktionen dieser Bühne gerechnet werden. Der Gast entwickelte hier eine solche Freyheit und Ungezwungenheit, als ob er bereits bey uns heimisch wäre und ohne Zweifel ist es diesem Umstande zuzuschreiben, daß er aus der eben nicht sehr bedeutenden Rolle einen so durchdringenden und kräftigen komischen Charakter zu entwickeln vermochte.[5]

Und aum 10. Mai 1842, håt da Wanderer wiedarum a Lobeshymne bråcht:

Eine interessante, zwerchfellerschütternde Darstellung war die des Nachspiels, worin Nestroy als Invalide Sansquartier eine ganze Generation von Komikern aufwiegt und ein schallendes Gelächter erregte.[5]

Spätare Fåchkritik'n Werkeln

Da Helmut Ahrens sågt, mit da Zeit håt's Publikum schee laungsaum g'laubt, den Sansquartier hättat tåtsächlich da Nestroy söwa eafund'n, weul ea so vül aun eigane Ideen eineg'steckt g'håbt håt.[8]

Da Gustav Pichler erinnat draun, dass da Nestroy in Sansquartier 256moi g'spült håt, sogoa in Knieriem im Lumpazivagabundus nua zwaamoi efta.[9]

Beim Otto Rommel kaunn ma aa dee Szene mit'n Nestroys seina empöat'n Åblehnung von dera Roi'n les'n, owa aa, dass eahm da Erfoig davau übazeugt håt, dass ea in Zukunft ois Komödispüla eh aum best'n is.[10]

Lideradua Werkeln

  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, vierter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1925, S. 280–292, 409–419.
  • Gustav Pichler: Unbekannter Nestroy. Wilhelm Frick Verlag & Co., Wien 1953; S. 10–35, 131–133.
  • Otto Rommel: Nestroys Werke. Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/ Leipzig/ Wien/ Stuttgart 1908.

Im Netz Werkeln

Beleg Werkeln

  1. da Tit'l Sieben Mädchen… håt imma daunn auf Zwölf Mädchen… g'wechs'lt, waunn des Theata gnua Schauspülarinna dafüa g'håbt håt; a Beispül woar Graz, wo da Nestroy den Sansquartier g'spült håt
  2. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 281–292.
  3. Angely: Sieben Mädchen in Uniform, S. 72.
  4. Brukner/Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. S. 416.
  5. 5,0 5,1 5,2 Pichler: Unbekannter Nestroy. S. 132–133.
  6. Faksimile des Theaterzettels in Pichler: Unbekannter Nestroy, nach S. 10.
  7. William Hogarth (1697-1764) hot in seine Büdl'n und Kupfastich de Sitt' n von seina Zeit unhaamlich schoarf karikiat
  8. 8,0 8,1 Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. S. 62–63.
  9. Pichler: Unbekannter Nestroy. S. 10–11.
  10. Otto Rommel: Nestroys Werke. S. XVI–XVII.